Programm



 
  Heidrun Holzfeind
24. November 2007 – 20. Jänner 2008
 
 
Heidrun Holzfeind Heidrun Holzfeind Comite 68

Heidrun Holzfeind, C.U. (Mexico City, August 2006), Diainstallation, 2007

Mexiko-Stadt, Schwarzweiß-Fotografie, 1968, Archiv des Comité 68
 
English

Eröffnung
Freitag, 23. November 2007, 19.30 Uhr
im Rahmen der Innsbrucker Premierentage

Eröffnung durch Dr. Benedikt Erhard, Abteilung Kultur im Amt der Tiroler Landesregierung
Zur Ausstellung spricht Dr. Jens Kastner, Soziologe und Kunsthistoriker, Wien

 
MEXICO 68
Die Ausstellung versammelt eine Reihe von Arbeiten, die Heidrun Holzfeind seit 2005 in Mexiko-Stadt verwirklicht hat. Die Künstlerin verbindet hier ihr Interesse an modernistischer Architektur mit einer umfassenden Arbeit über bedeutendes historisches Ereignis, die Studentenbewegung von 1968 in Mexiko, die eine ganze Generation geprägt hat.

Bei der Architektur geht es um die Ciudad Universitaria, der zentrale Campus der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México). In einer Dia-Installation mit dem Titel C.U. (Mexico City, August 2006) zeigt Holzfeind in Doppelprojektion 120 Fotografien, die sie von dem Campus machte. Dieser wurde 1950-52 von den Architekten Mario Pani und Enrique del Moral unter der Leitung von Carlos Lazo geplant. 2007 wurde er von der UNESCO als „eine der wichtigsten Ikonen in Architektur und Städtebau ganz Lateinamerikas“ zum architektonischen Weltkulturerbe erklärt. Die Bauten verbinden modernistische Prinzipien und Materialien wie Stahl, Glas und Sichtbeton mit Bezügen zur traditionellen Architektur und Geschichte Mexikos, die in großen Wandmalereien und Mosaiken sowie der Verwendung von Vulkangestein ihren Ausdruck finden. Die Aufnahmen zeigen Innen- und Außenansichten der verschiedenen Fakultätsgebäude, architektonische Details, leere Gänge und Klassenräume, Innenhöfe, Park- und Sportanlagen. Die Wahl der Ausschnitte, die Nähe und der Blick auf Details zeichnen ein intimes und leicht melancholisches Portrait der Universitätsstadt.

Mexico 68, die zweite von Holzfeind gezeigte Arbeit, besteht aus Video-Interviews. In einer intensiven Recherche hat die Künstlerin Interviews mit insgesamt 19 ProtagonistInnen der Studentenbewegung von 1968 in Mexiko geführt. Hier wird eine Auswahl von acht Videos gezeigt. (Die Videos haben eine von der Galerie im Taxispalais in Auftrag gegebene deutsche Untertitelung.)

1968 hatte sich die politische Forderung nach Demokratisierung zu einer großen Protestbewegung ausgeweitet, die die meisten Hochschulen und Mittelschulen Mexikos erfasste und die auch von Eltern, ProfessorInnen, Intellektuellen und KünstlerInnen unterstützt wurde. Kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Mexiko-Stadt wurde die Bewegung von der Regierung mit Waffengewalt niedergeschlagen.

Auf dem Platz der Drei Kulturen in der Wohnanlage Tlatelolco schossen Militär und Polizei auf die Teilnehmer einer friedlichen Kundgebung. Viele wurden getötet, hunderte verhaftet.
Zahlreiche Studentenführer und Intellektuelle − darunter einige der von Holzfeind Interviewten − waren fast drei Jahre lang in dem legendären Lecumberri-Gefängnis inhaftiert. Dieses Gefängnis, das 1980 aufgelassen wurde und das heute das Nationalarchiv Mexikos beherbergt, hat Holzfeind fotografiert. Sie zeigt Aufnahmen des ehemaligen Gefangenentraktes, in dem die politischen Gefangenen der Studentenbewegung untergebracht waren. Die Anlage, nach dem Vorbild eines „Panoptikums“ mit zentralem Wachturm gebaut, ermöglichte die totale Überwachung der Gefangenen, Tag und Nacht.

Einen weiteren Einblick in die Ereignisse von 1968 gibt Holzfeind durch Archivmaterial, Fotos, Magazine u.a., die die Kundgebungen und Versammlungen der Studentenrevolte dokumentieren.

Mit zwei zu ihrem Mexiko-Projekt eigens konzipierten Serien nähert sich Holzfeind ihrem Thema von der handwerklichen Seite − als sehr persönliche, ästhetische Reflexion. In einer Serie zeichnet sie mit Bleistift einige Motive aus der visuellen Kampfrhetorik der Demonstranten nach; in einen zweiten Serie von handlichen, aus Papiermaché gefertigten Objekten nimmt sie das formale Vokabular einer der Wandmalereien auf dem Campus auf; sie vereinzelt besonders charakteristische Formen, um sie modellhaft in Skulptur umzusetzen.

Die Interviewtexte sowie die C.U.-Fotoserie erscheinen 2008 in einem zweibändigen, in Mexiko produzierten Künstlerbuch.

Heidrun Holzfeind wurde 1972 in Lienz geboren. Sie lebt und arbeitet in New York.
 
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at