|
Werner Kaligofsky
untersucht in seinen konzeptuellen Fotoarbeiten die Geschichte von
Film- und Foto-Bildern, um dadurch neue Bedeutungen freizulegen und
Erkenntnisprozesse in Gang zu setzen. Durch seine subtile Auswahl
verdichtet Kaligofsky in diesen Bildern abgelagerte historische Inhalte
mit aktuellen.
Ein Teil seiner Arbeit beschäftigt sich mit dem Film, dem
Einzelbild oder Sequenzen von historischen, nach spezifischen Kriterien
von ihm ausgewählten Filmen. Ein weiterer setzt sich mittels
Fotografie mit bestimmten Orten und deren Geschichte auseinander.
Kaligofskys Verfahren
ist scheinbar dokumentarisch: Er fotografiert einzelne Bilder oder
Bildsequenzen aus alten Filmen, die im Fernsehen gezeigt werden, oder
die auf Video im Handel sind. Das vom TV-Schirm abfotografierte
Filmbild bezieht die digitale Aufbereitung des Mediums Films
konzeptuell mit ein.
Bei der Wahl der Filme, die er für seine Arbeit verwendet,
konzentriert sich Kaligofskys Interesse auf solche, die bereits ein
Moment der Reflexion enthalten wie z.B. Claude Chabrols Dokumentarfilm
"L'oeil de Vichy", der von den Propagandafilmen des Vichy-Regimes
handelt: Die Arbeit "Ceci n'est pas que vous croyez" ("Das ist nicht
das, was Sie denken", 1995) besteht aus vier s/w Fotos,
herausgelösten Einzelkadern aus der Chabrol-Dokumentation, die
veranschaulichen, wie während des Krieges aus dem Celloluid
der Kinofilme Schuhpasta oder Lippenstift gemacht wurden.
Die Arbeit "Lucy"
(1994) –
betitelt nach dem Namen der Hauptdarstellerin von "The Magnificent
Ambersons" (1941) von Orson Welles – besteht aus sechs
abfotografierten
Kadern des Vor- und Nachspanns, in denen Welles nur die technischen
Produktionsmittel des Films (Schnittpult, Mikrophon etc.) zeigt. "Das
Bild Kaligofsys ist eine doppelte Spiegelung: sowohl innerhalb der
Serie als auch in Bezug auf die Übertragung des Bildes von
einem technischen Dispositiv auf das Andere und die dabei auftretenden
Verschiebungen der Fixierungen von Moment und Spur (oder von Fragment
und Blick)." (Georg Schöllhammer).
Eigens für
Innsbruck hat Kaligofsky die Installation "Verkehrsflächen 1"
(2001) entwickelt. Auf den zwei gegenüberliegenden
Wänden des sich im Parterre befindenden fensterlosen
Galerieraums wird je ein Lichtbild jener 8 Innsbrucker
Verkehrsflächen projiziert, welche nach Gegnern und Opfern des
Nationalsozialismus benannt worden sind. Auf die dazwischen liegende
zentrale Wand jenes Raums wird ein Live-Videobild der "monumentalen
nationalen Zone" (Irene Nierhaus), im konkreten Fall die durch die
Galeriewand verdeckte Maria-Theresien-Straße, projiziert.
Neben jeder Diaprojektion ist ein Text affichiert, auf dem der
Betrachter den Namen der Verkehrsfläche, den Namensgeber,
dessen "Alter, Beruf, politische Aktivität, erlittene
Verfolgungsmaßnahmen" (Heidemarie Uhl) sowie die Daten zu den
jeweiligen Gemeinderatsbeschlüssen samt Anrainerprotesten und
und daraus resultierenden Neu- und Umbenennungen erfahren kann.
An diesen Raum
anschließend arbeitet Kaligofsky mit am Flohmarkt von Ile
Rousse, Korsika, gefundenen Luftaufnahmen von Landschaften und
Industrieanlagen, die in den fünfziger Jahren in Frankreich
ausschließlich für pädagogische Zwecke
angefertigt worden sind. Kaligofsky verschränkt diese
Luftbilder, denen er den Titel "Reproduction interdite/Wiedergabe
verboten" gibt, mit Aufnahmen aus dem oben schon erwähnten
Film "L'oeil du Vichy" von Claude Chabrol. Auf den Video-Stills ist
eine Menschenmenge zu sehen, die mit ihren Körpern gerade die
kaum mehr zu erkennenden Wörter "Vive Pétain"
gebildet hat und sich im Begriff einer gewaltsamen Auflösung
befindet. Titel: "o.T. (Aix-en-Provence 1940)", 1995-2001.
Die
Veränderung eines Ortes im Zusammenhang mit neuen
Produktionsbedingungen und Bedürfnissen ist das Thema des
Buches "Die Arbeit verschwindet im Produkt" (1998). Kaligofsky
fotografierte im Laufe der Jahre 1991 bis 1995 den Abbruch einer
ehemaligen Hutfabrik im Innnenhof eines Wiener Häuserblocks
und den anschließend hier errichteten Bau einer
Ausstellungshalle. Bei dieser Dokumentation geht es ihm bewusst nicht
um die Darstellung des technischen "Dramas" des Abrisses und Neubaus,
sondern um eine sachliche, aus wenigen und exakt festgelegten
Kameraperspektiven gemachte Aufzeichnung eines Prozesses. Die Fotoserie
rückt nun in einer Art Umkehrung in die Nähe des
Filmstandbildes und dessen spezielle zeitbezogene Eigenschaften. (Diese
Arbeit wird als Buch präsentiert). |
|
Katalog
Werner
Kaligofsky
Verkehrsflächen / TrafficwaysHg. Galerie
im Taxispalais (Innsbruck), Fotohof (Salzburg)
Texte von Reinhard Braun und Monika Faber (dt./engl)
Fotohof edition 2004, Band 43
80 S, 44 Farb-, 62 SW-Abbildungen
Preis € 15,-
ISBN 3-901756-43-4
|
|
Katalogpräsentation
Donnerstag, 1. Juli 2004, 19 Uhr
Dr. Monika Faber, Fotosammlung der Albertina, über
Werner Werner Kaligofsky. Verkehrsflächen
/ Trafficways
Werner Kaligofsky geht
es in seinen subtilen und insistierenden fotografischen Untersuchungen
um eine Demontage und gleichzeitige Rekonstruktion von Geschichte, die
über Bilder funktioniert. Der nun vorliegende Katalog
Verkehrsflächen/Trafficways gibt einen präzisen
Einblick in die Arbeit des Künstlers. Die Essays von Reinhard
Braun und Monika Faber setzen sie in einen medien- und
kunsttheoretischen Zusammenhang. Die Galerie Fotohof, Salzburg, in
deren Verlag die Publikation erscheint, und die Galerie im Taxispalais,
haben einen Großteil der im Katalog abgebildeten Arbeiten in
ihren jeweiligen Ausstellungen in den Jahren 2002 und 2001
präsentiert. Einige neuere Arbeiten entstanden im Rahmen des
Programms "Kunst im Öffentlichen Raum" in
Niederösterreich.
|