|
Die Kunst von Peter Kogler liegt
in der Erschaffung von architektonischen Zwischenwelten, die
gleichermaßen real und fiktional sind: In ihrer ambivalenten
tektonischen Struktur, die die Gegebenheiten des Raumes oder
Gebäudes aufnimmt und zugleich außer Kraft zu setzen
scheint, werden Koglers Räume zu allegorischen Orten, deren
Vielschichtigkeit zunächst durch ihre scheinbar leichte
Lesbarkeit überdeckt wird. Die eigentliche Dimension seines
Werks erschließt sich jedoch erst, wenn die Betrachtung
seiner Arbeiten mit Fragen der Urbanität, der Architektur, der
Medien und der visuellen Raumerfahrung verbunden wird und wenn auf der
emotionalen Ebene die zwiespältigen Gefühle zwischen
Faszination und aggressiv besetzter Angst erfahren werden, die Koglers
Räume auslösen können.
Kogler bedient sich bei
seinen Rauminszenierungen malerisch-grafischer Mittel, deren
durchschlagender Effekt darauf beruht, dass er seine zeichenhaften
Grundmodule mittels Computer in Verläufen oder Verkettungen
wie auch in den Dimensionen variieren kann und diese, den
Vorgängen im Animationsfilm vergleichbar, dynamisiert.
Vorrangig ist bei Kogler, dass er mit seinen Konstruktionen und
Oberflächen den Raum selbst in Bewegung versetzt; der Einsatz
von Videoprojektionen und Computeranimationen, also bewegter Bilder,
ist ein zweiter Schritt, den er später vollzieht. Koglers
Räume können sich virtuell ausdehnen oder schrumpfen.
Sie suggerieren die unendliche Transformierbarkeit nicht nur der Form,
sondern auch des Materials. Die Kräfte, die diese
Transformationen in Gang setzen, geben ihr Prinzip nicht preis. Innen-
und Außenwelten scheinen ineinander zu greifen oder sich
umzustülpen.
Kogler evoziert mit
seiner Kunst ein Spannungsfeld, das seine Referenzen in der
gegenwärtigen ideogrammatischen Zeichenwelt hat, welche die
visuelle Oberfläche des World Wide Web charakterisiert. Die
hier implizierte endlose Transformierbarkeit und Virtualisierung der
Zeichen, Bilder und Räume verweisen auf die völlige
digitale Durchdringung von öffentlichen und privaten
Räumen und die damit verbundene zunehmende Verschmelzung
dieser Bereiche.
Peter
Kogler, der zu den bedeutendsten Künstlern Tirols
zählt, konzipiert seine erste umfassende Ausstellung in einer
hiesigen Kunstinstitution in konkretem Bezug zu den Räumen der
Galerie. Er zeigt vorwiegend neue Arbeiten, die er im Kontext seines
Formvokabulars entwickelt hat.
Die Ausstellung
präsentiert zum einen eine Videoskulptur, die aus 12
Videoprojektionen besteht. Flächendeckend werden die
Wände des Raumes bzw. in den Raum gesetzte Screens mit
bewegten Bildern bespielt, die in Koglers bekanntem Formenrepertoire
wiederum neue Räume eröffnen. Mit mechanisch
verschiebbaren Vorhängen und Screens in unterschiedlichen
Mustern ist ein anderer Ausstellungsraum ausgestattet. Dadurch
entstehen, je nach Position der Screens, immer neue Konstellationen und
räumliche Zusammenhänge. In einem weiteren
Ausstellungsraum ist eine bewegliche Videoprojektion zu sehen: Ein
Projektor, der an einem digital gesteuerten Schwenkarm angebracht ist,
projiziert eine Weltkugel, die wie ein springender Ball
ständig über Boden, Decke und Wände des
Raumes tanzt. Den Bereich zwischen oberem und unterem Foyer der Galerie
besetzt ein Stoffobjekt, das an einen Tornado erinnert – eine
Raumskulptur, die zwischen Monumentalität und Leichtigkeit
changiert. In der von oben einsehbaren, im Untergeschoß des
Innenhofes liegenden Halle zeigt Kogler eine skulpturale Arbeit, die
sich aus über sechzig Tischen zusammensetzt. Die Glasplatten
der quadratischen Tische sind mit Koglers bekanntem Motiv der Ameise
bedruckt. Labyrinthisch angeordnet, bilden sie eine Skulptur, die die
BetrachterInnen mit einschließt.
Ergänzt werden
die raumbezogenen Arbeiten durch frühe Videos und eine
große Anzahl von Siebdrucken, die seit der Mitte der 1980er
Jahre entstanden sind.
Die Ausstellung Peter
Kogler findet in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hannover und dem
Crac/Centre Régional d'Art Contemporain Languedoc Roussillon
in Sète, Frankreich, statt.
Dank an
|
|
Vortrag
Peter Kogler
spricht über seine Arbeit
Freitag,
15. Oktober 2004, 19 Uhr
Katalog
Peter Kogler
Hg. von Stephan Berg/Kunstverein Hannover, Silvia Eiblmayr/Galerie im
Taxispalais, Innsbruck und Noëlle Tissier/Centre
Régional d´Art Contemporain Languedoc-Roussillon,
Sète, Frankreich.
Texte von Stephan Berg, Silvia Eiblmayr und Boris Groys (dt./engl./frz.)
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2004
192 Seiten, durchgehend farbig illustriert
Preis € 25,-
ISBN 3-7757-1422-7
inklusive einer Dokumentation der Ausstellung in der Galerie im
Taxispalais, die Mitte September erscheint.
Edition
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Edition von Peter
Kogler:
Ohne Titel, 60 x 60 cm, Siebdruck auf Papier, Auflage 30, signiert,
€ 250,-
|