|
|
|
RITORNELL.
Neun Geschichten
22. November 2008 – 25. Jänner 2009 |
|
|
|
|
|
Olaf Nicolai, La Lotta, 2006
The Sander Collection, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin,
Foto: Uwe Walter, Berlin
|
Halil Altindere, Dengbêjs,
2007
Videostill
Courtesy of the artist and Centre Georges Pompidou
|
|
|
|
|
KünstlerInnen
Halil Altindere, Fernando Bryce, Patricia Esquivias, Deimantas
Narkevicius, Olaf Nicolai, Ola Pehrson, Romana Scheffknecht, Erzen
Shkololli, Amelie von Wulffen |
|
|
|
Eröffnung
Freitag,
21. November 2008, 18.30 Uhr im Rahmen der Innsbrucker Premiertenage
Eröffnung durch Dr.
Thomas Juen, Abteilung Kultur im Amt der Tiroler Landesregierung
Zur Ausstellung spricht Dr.
Susanne Neuburger, Kuratorin, MUMOK – Museum Moderner Kunst
Stiftung Ludwig Wien |
|
|
|
Das
Ritornell
bezeichnet
die Wiederkehr eines Motivs, das instrumentale Zwischen-, Vor- oder
Nachspiel im Concerto Grosso, den Refrain. Für
Deleuze/Guattari1
bedeutet das Ritornell ein „Zwischen“, den Bereich
zwischen
Ordnung und Chaos: „Ein Kind, das im Dunkeln Angst bekommt,
beruhigt sich, indem es singt. [...] Dieses Lied ist so etwas wie der
erste Ansatz für ein stabiles und ruhiges, für ein
stabilisierendes und beruhigendes Zentrum im Chaos“. Mit
Hilfe
des Ritornells gelingt es, ein „Territorium“, ein
„Zuhause“ zu schaffen, von dem aus jedoch wieder
aufgebrochen werden kann, das „Fluchtbewegungen“
ermöglicht.
Das
„Ritornell“ steht
in dieser Ausstellung als Metapher für neun
künstlerische
Arbeiten, in denen die Wiederkehr von Motiven, das
Wiedererzählen
eine Rolle spielen. Es sind Motive, die aus verschiedenen Diskursen
kommen, aus der Geschichte und aus der Gegenwart, aus dem Alltagsleben
wie auch aus der Politik. Die hier enthaltenen
„Geschichten“ sind sowohl real als auch fiktiv und
handeln
von der Berichtsform zeitgenössischer Medien ebenso wie von
tradierten Fabeln oder Erzählungen. In der
künstlerischen
Bearbeitung – durch unterschiedliche Medien wie Skulptur,
Zeichnung, Video, Fotografie und Malerei – wird gleichsam
eine
Bewegung in Gang gesetzt, ein „Ritornell“, durch
das diese
Motive mit poetischen, manchmal ironischen Mitteln aus dem
Geschichtlichen ins Heute transformiert und für die aktuelle
Erfahrung produktiv gemacht werden.
Halil Altindere hat
in seinem gleichnamigen Video (2007) die Dengbêjs
gefilmt, die, aus der kurdischen Gemeinschaft stammend,
Sänger,
lyrische Dichter und mündlich-vokale Chronisten zugleich sind.
Fernando Bryce
überträgt historisches Material,
Titelblätter und Artikel der East Asia
Review
(2006), in denen es um die wirtschaftspolitische Situation in Ostasien
während des 2. Weltkriegs geht, in das Medium Zeichnung. Durch
seinen vereinheitlichenden Stil erzeugt Bryce eine Enthierarchisierung
dieser Ereignisse und baut damit zugleich ein Moment geschichtlicher
Reflexion ein.
Patricia Esquivias
erzählt in ihren Videos Folklore #1
(2006) und Folklore
#2
(2008) ihre subjektive Geschichte über Spanien, dessen
Alltagsmythen und kollektives Gedächtnis. Am Beispiel von
Illustriertenartikeln, Werbematerial, Postkarten u.a.
verknüpft
sie verschiedene Ereignisse und Erscheinungen miteinander und arbeitet
bestimmte Typologien heraus, an denen die Identität Spaniens
festgemacht werden kann, wie z.B. am Sonnenschein und dem ewig
gebräunten Popsänger Julio Iglesias.
Deimantas Narkevicius
zeigt in Once
in the XXth Century
(2004) anhand von TV-Material aus den frühen 1990er Jahren die
offensichtliche Errichtung eines Denkmals, von dem nur der monumentale
Sockel zu sehen ist. Durch filmische Schnitte und technische Methoden
gibt der Künstler diesem Ereignis seine pointierte und
ironische
Interpretation.
Die Skulptur La Lotta (2006)
von Olaf Nicolai ist
ein Einhorn, ein Fabelwesen, das jedoch belebt zu sein scheint, denn es
strahlt am ganzen Körper Wärme aus; allerdings ist
diese
Temperatur mit lebensbedrohlichen 42 Grad Celsius so hoch, dass sie
auch wieder auf den Tod und das Verschwinden dieses Tieres verweist.
Ola Pehrson hat
für Birthday
Party (1:20) (2003)
ein Modell seines Elternhauses gebaut, durch dessen Fenster man nach
innen blicken kann, um in einer merkwürdigen Verschiebung der
Dimensionen den illusionistischen Eindruck zu erhalten, man
sähe,
was in diesem Haus vor sich geht, nämlich die Geburtstagsfeier
seiner Mutter, die Pehrson im Jahr 2000 aufgenommen hatte.
Romana Scheffknecht
hat in ihrer Arbeit Ohne Titel
(Philosophische Untersuchungen)
(1992) den Fernsehmonitor, der täglich seine Seifenopern in
die
Wohnzimmer ergießt, umfunktioniert. Er wird, auf den
Rücken
gelegt, zu einem Teich, auf dessen Oberfläche ein kleines
Ruderboot schwimmt, wozu dem Scheffknecht anmerkt: „Im Boot
eine
Frau – nennen wir sie Trude. Ein Ruder liegt im Wasser. Am
Rand,
am Ufer steht ein Matrose und blickt auf die Szene...“
Die Albanische
Flagge auf dem Mond (2001) ist ein ironischer und
kritischer Kommentar von Erzèn
Shkololli zur national überfrachteten Phantasie
eines „Großalbaniens“.
Zwei Bilder von Amelie von Wulffen,
beide Ohne
Titel
(2004 und 2005), evozieren Erinnerung und Trauma, hier menschenleere,
ineinander verschachtelte Innenräume, dort ein
Familienporträt mit fünf Kinderköpfen, das
an der
räumlich undefinierten malerischen Oberfläche zum
Vorschein
kommt.
1 Gilles Deleuze,
Félix Guattari, Tausend Plateaus, Berlin 1997 (1980)
|
|
|
|
Galerie
im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM:
Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at |
|
|
|