Elizabeth Wright (GB)


Stolen Bicycle
1998
Maria-Theresien-Straße 45, Gehsteig
Vergrößerung auf 165 %
Aluminium, Stahl, Latex, Farbe

Elizabeth Wright verkleinert oder vergrößert Möbel, Kleidungsstücke, Bücher, Gebäude, Akten, Autos und Fahrräder sowie seit kurzem auch Spuren, die bremsende Fahrzeuge auf der Fahrbahn zurückgelassen haben. Ließen ihre frühen Arbeiten eine surrealistische Weltsicht vermuten, so zeigt sich nun ein fotografischer Blick in der Erfassung von Wirklichkeit: Das Kunstwerk dient der Beglaubigung ihrer visuellen Erinnerung.

Die in Handarbeit nach fotografischen Vorlagen hergestellten Objekte sind im eigentlichen Sinne Artefakte, ihre visuelle Präsenz aber soll sich um nichts von derjenigen ihrer Vorbilder unterscheiden. Anders als die KünstlerInnen in der Duchamp-Nachfolge zeigt Elizabeth Wright diese Nachbildungen nicht als Kunstwerke, sondern sucht für diese einen Ort, an dem die Werke die Funktion jenes Gegenstandes übernehmen, dem sie nachempfunden sind.

Im vorliegenden Falle ist es ein verbogenes, auf dem Gehsteig vor der Galerie im Taxispalais liegendes Fahrradrad, angekettet an ein Straßenschild. Stolen Bicycle, ausgestellt als Kunstwerk im Kunstkontext, wäre belanglos. Wirkung können diese Art von Arbeiten nur entfalten, wenn sie in den Außenraum versetzt werden. Dort, am Originalschauplatz, übernehmen sie die Funktion eines Motivs und werden vom Publikum entweder übersehen oder besonders beachtet. Wer der Erscheinungsform des vergrößerten Rades vertraut, für den wird die Vergrößerung zum Maßstab der Realität. Das Rad bestimmt einen Ort, um den herum sich eine Spielzeugwelt aufbaut und bewegt. Seit den frühen neunziger Jahren stehen Fragen des Kontextes im Mittelpunkt des Interesses von vielen jungen KünstlerInnen.

Die Arbeiten von Elizabeth Wright zeigen, dass auch die Dekontextualisierung ein aufschlussreiches Verfahren ist, um zu einem angemessenen Verständnis von Wirklichkeit zu gelangen.

Roman Kurzmeyer, in: Erlebte Modelle/Model Experience, Zürich 2000

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