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Die
Ausstellung Max
Weiler – Die Fresken
der Theresienkirche in Innbruck wurde gemeinsam mit dem
heuer verstorbenen Künstler, der im Vorjahr seinen neunzigsten
Geburtstag beging, für Sommer 2001 geplant. Zum Thema der
Ausstellung widmet das Land Tirol dem Künstler eine umfassende
Publikation, in der die Fresken der Theresienkirche erstmalig
ausführlich wissenschaftlich bearbeitet und dokumentiert
werden.
Die
Konzentration auf dieses frühe, für seine
künstlerische Entwicklung bedeutende Werk, das Max Weiler
für den öffentlichen Raum geschaffen hat, setzt einen
besonderen Schwerpunkt auf die laufende Auseinandersetzung mit Weilers
Oeuvre, zu dem die große Retrospektive im Wiener
Künstlerhaus (1999/2000) erstmalig einen eindrucksvollen
Überblick geliefert hat.
Die Ausstellung zu
den Fresken der Theresienkirche in Innsbruck bildet eine
Weiterführung der zum großen Teil noch ausstehenden
Auseinandersetzung mit Weilers Werken im öffentlichen Raum,
von denen sich ein Großteil in Innsbruck und Umgebung
befindet. Weiler hat damit für Tirol einen
unschätzbaren Wert geschaffen, zu dessen Würdigung
die Ausstellung einen Beitrag leistet.
Der
Herz-Jesu-Zyklus in der Theresienkirche in Innsbruck provozierte den
größten Kunstskandal in der
österreichischen Nachkriegszeit. Aus Anlass des
150-jährigen Jubiläums des Bundesschlusses des Landes
Tirol mit dem Herz Jesu (der Stamser Abt hatte am 1. Juni 1796 - kurz
vor Napoleons Einmarsch - vor dem Ausschuss der Landesstände
einen Pakt mit dem Herzen Jesu geschlossen, "wenn Tirol von der
drohenden Feindesgefahr befreit würde"). 1946/47 entstanden,
gelten Weilers Fresken heute als das bedeutendste und
ungewöhnlichste kirchliche Kunstwerk Österreichs im
20. Jahrhundert. Wegen seines Verstoßes gegen die
Konventionen und der angeblichen Verletzung der Ehre des Tiroler
Bauernstandes blieb der Zyklus ein Torso, und Weiler war 1950
gezwungen, drei der insgesamt vier Wandbilder zu verhüllen, um
einer vom Vatikan verordneten Entfernung zuvorzukommen.
Die
Ausstellung zeigt erstmals die zahlreichen Figurenstudien und
Entwürfe, die im Vorfeld der Freskierung der Theresienkirche
entstanden. Diese konfrontieren mit einer weitgehend unbekannten Seite
des Künstlers: dem Porträtisten und Figurenmaler.
Jede Figur wurde am lebenden Modell mehrfach studiert; Freunde und
Bekannte dienten als Vorbild. Weiler versetzte die mystischen
Herz-Jesu-Visionen und biblischen Szenen in seine Tiroler Gegenwart:
Wiltener Chorherren spielen die Engel der "Herz-Jesu-Sonne", Christi
Ölbergleiden ist nach Hall versetzt, und Tiroler
Schützen und Bauern exekutieren die Kreuzigung - und vor allem
an dieser Szene schieden sich damals die Geister.
Erstmals
kann auch nachvollzogen werden, wie Weilers Plan für die
gesamte Freskierung der Kirche ausgesehen hat. Die erhaltenen Skizzen
lassen erahnen, wie die Theresienkirche heute aussehen würde,
wenn die Arbeiten 1947 nicht gestoppt worden wären:
"Der ganze
Kirchenraum sollte mit Bildern bedeckt werden, die Apsis jedoch sollte
leer bleiben, so als wäre eine Waldwiese von hohen Tannen und
Fichten umstanden, die eine phantastische, geheimnisvolle Wand bilden,
gegen den leuchtenden Abendhimmel geöffnet. Eine
ähnlich geheimnisvolle Wand sollten die Bilder darstellen. Die
Apsis mit dem Altar war ganz in Gelb, hell, ohne Malerei gedacht." (Max
Weiler)
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Biografie
Max Weiler ist am 27. August 1910 in Absam bei Hall in Tirol geboren
und am 29. Jänner 2001 in Wien gestorben.
1930-1937 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien,
in der Meisterklasse Karl Sterrer. Erhält bereits
früh Auszeichnungen, u.a. den Rompreis.
1942-1945 Kriegsdienst.
Nach 1945 Entfaltung von Weilers Malerei sowie seines
öffentlichen Werks in verschiedenen Etappen.
Von 1964-1981 hatte Weiler eine Professur an der Akademie der Bildenden
Künste, Wien inne.
Seit 1967 Mitglied des österreichischen Kunstsenats.
Weilers
Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen
des In- und Auslandes vertreten. Seine künstlerische Arbeit
erfährt große Beachtung: 1960 ist Weiler Vertreter
Österreichs auf der Biennale in Venedig, 1961 erhält
er den Großen Österreichischen Staatspreis, 1979 das
Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und
Kunst; 1995 wird Weiler Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden
Künste und 2000 Ehrenbürger der Stadt Wien.
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Buch
Max Weiler
Die Fresken der Theresienkirche in
Innsbruck 1945-1947
Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais
Beiträge von Günther Dankl, Wieland Schmied, Anselm
Wagner; Vorwort von Günther Platter
Haymon Verlag, Innsbruck 2001
178 Seiten, 188 Abb.
Preis € 19.-
ISBN 3-85218-369-3
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Diskussion
Macht der Kunst – Ohnmacht der Politik. Über das
ambivalente Verhältnis von Kunst, Kultur und Politik
19.
Juni 2001
ReferentInnen: Dr. Erna Appelt, Dr. Johann
Holzner, Dr. Irene Nierhaus, Mag. Anselm Wagner
Moderation: Dr. Anton
Pelinka
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