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Lois Weinberger geht es
in seiner Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von "Natur"
und "Kultur" um die "Randzonen der Wahrnehmung". Weinbergers
Formerfindungen und Sprachinterventionen setzen dort an, wo das
Künstliche und das Natürliche ineinander greifen, um
in den Verschiebungen und Veränderungen einen kulturellen
Prozess sichtbar zu machen: "Am Ort sollen unmerkliche Eingriffe
unternommen werden / Geschehnisse / welche (nicht wirklich) ohne
menschliches Zutun stattgefunden haben könnten" (Weinberger).
Weinbergers
grundsätzliches Interesse gilt nicht einer
vordergründig sichtbaren Natur, deren Zerstörung er
beklagt, und die ihr Gegenbild in der "vollkommenen Natur"
fände, sondern er sucht, mit seinen Worten, die "unsichtbare
Natur / die geistige Natur". Er spürt einer "Natur" nach, die
immer schon kulturell kodiert ist und für die er
unterschiedlichste Ausdrucksformen und Manifestationen (er)findet: Als
Archiv, als Schrift, als Laborprodukt, als wissenschaftliche Abbildung,
als gefundenes, bearbeitetes Objekt, als Zitat, als gebauter Raum, als
spezielles Biotop, als Video und vieles andere mehr.
Weinberger ist zugleich
Künstler, Archäologe, Sprach- und Mythenforscher,
Botaniker oder Gärtner, der seine "Gebiete" bearbeitet, seien
es vorgefundene oder selbst erschaffene, um im scheinbar Unbedeutenden,
Unbeachteten, im bereits Besetzten und Verworfenen seine "Funde" zu
machen.
Die Ausstellung in der
Galerie im Taxispalais zeigt hauptsächlich Projekte der
letzten zehn Jahre, von denen aus Verbindungen zu einzelnen Arbeiten
der 70er- und 80er Jahren geknüpft werden. Zentral ist das
Gartenarchiv "Gebiet 1988 - 1999", eine Dokumentation (624 Dias)
über den von Weinberger angelegten Garten an der Peripherie
von Wien, über 11 Jahre Feldforschung. Sein Thema ist dabei
nicht die Botanik, es geht ihm vielmehr um die Aktivierung von
Randzonen als Reservate von Ereignissen, die durch seine
künstlerischen Eingriffe erfahrbar gemacht werden.
Weiters werden Arbeiten
gezeigt, die Weinberger für seine Ausstellung im Freud Museum,
London konzipiert hat, darunter das Video "Turning Into Night", sowie
einzelne Werke, die während eines Stipendienaufenthaltes in
Irland für die Douglas Hyde Gallery, Dublin entstanden.
In der Halle im Untergeschoß sind eine große Anzahl
von Zeichnungen, Projektskizzen, Notizen, Fotos, Texten, Objekten,
Fundstücken, Modellen etc. versammelt, die unter anderem auch
realisierte und unrealisierte Projekte im öffentlichen Raum
dokumentieren.
Im öffentlichen
Raum von Innsbruck, an der Ecke
Maria-Theresien-Straße/Meranerstraße steht
für die Dauer der Ausstellung Weinbergers Busstation, in der
das Gartenarchiv auf einem Computerbildschirm abgerufen werden kann.
Nach außen kommuniziert das "Wartehaus" durch die Schrift.
Weinberger verwendete Begriffe, die autonom und präzise
verankert sind und zugleich relationale Glieder einer komplexen
Gesamtsituation bilden und um die gleichsam ein Freiraum der
Assoziation des Lesers entstehen kann.
Seit Weinbergers Beitrag
zur documenta X, wurden seine Arbeiten an zahlreichen Orten im
Innen-und Außenraum gezeigt. Z.B. Watari Museum of
Contemporary Art, Tokio / Tel Aviv Museum of Art / Camden Arts Centre,
London / Museum Moderner Kunst, Wien / Villa Medici, Rom / Sonsbeek 9,
Arnhem.
Gerade fertiggestellt wurde der Kunst-am-Bau-Auftrag "Garten"
für das Neue Landesmuseum NÖ im Regierungsviertel St.
Pölten und die temporäre Gestaltung des Stadtplatzes
von Brügge im Rahmen der "Kulturhauptstadt Europas 2002".
In Arbeit befinden sich u.a. die permanenten Projekte am
Psychiatrischen Landeskrankenhaus Graz, an der Neuen Justizanstalt
Leoben, sowie ein umfassendes Freilandprojekt der "kunstwegen-nordhorn"
an der Elbe. In Vorbereitung für 2003 sind die beiden
Einzelausstellungen im Kunstverein Hannover und in der Villa Merkel,
Esslingen.
In Kooperation mit dem Bonner Kunstverein, Bonn; Douglas Hyde Gallery, Dublin
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Katalog
Lois Weinberger
Hg. Bonner Kunstverein / Douglas Hyde Gallery, Dublin / Galerie im
Taxispalais
Beiträge von Silvia Eiblmayr, Michael Hausenblas, John
Hutchinson, Annelie Pohlen (dt./engl.)
triton Verlag, Wien 2002
112 Seiten, 59 Abb.
Preis € 11.-
ISBN 3-85486-135-4
Film
Die
präzise Achtlosigkeit
(2002)
Ein Film von zzapp.tv zu den Arbeiten von Lois Weinberger im
öffentlichen Raum von Innsbruck. Während der
Ausstellung ist der Film in der Galerie im Taxispalais und im Internet
unter www.zzapp.tv zu sehen.
Vortrag
Sabine B. Vogel, In einer enormen Wachsamkeit
Freitag,
10. Jänner 2003, 19 Uhr
Sabine B. Vogel ist
freie Kunsttheoretikerin und Kritikerin.
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