BRIGITTE KOWANZ
in light of light
Brigitte Kowanz nimmt in der jüngeren Kunstgeschichte eine unverwechselbare Position ein. 2009 wurde ihr der Große Österreichische Staatspreis verliehen. Im Zentrum ihres Werks steht seit den 1980er Jahren das Medium Licht. Sie untersucht es in Kombination mit Zeichen, Codes und Sprache, um die Maßstäblichkeit der ephemeren Substanz Licht für die Wahrnehmung zu akzentuieren. Neben ihren Werken im öffentlichen Raum entstehen konzeptuell angelegte, jedoch poetisch anmutende Objekte und Installationen, in denen sie auch die Mechanismen von Sprache beleuchtet. Zu dieser wechselseitigen Bespiegelung von Licht und Sprache kommen immer wieder reale Spiegel hinzu, die dazu führen, dass sich in ihren Ausstellungsinszenierungen Realität und virtuelles Spiegelbild durchdringen und die Grenzen zwischen Kunstwerk und Betrachter fließend werden. Die in der Ausstellung in light of light präsentierten Licht-Spiegel-Installationen und Schattenräume spannen einen Bogen von Arbeiten der späten 1990er Jahre bis zu neuesten Werkkomplexen, wobei Kowanz’ künstlerisches Anliegen in jedem Raum unter einer anderen inhaltlichen wie formalen Akzentsetzung erlebbar wird.
In den für die unterschiedlichen Galerieräume konzipierten Installationen geht es um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Licht, Sprache und Reflexion und die polaren Spannungen zwischen Materie und Licht mit ihren vielfältigen Interaktionen, in die auch der Betrachter involviert wird. Beruht das konzeptuell angelegte Werk von Brigitte Kowanz auf einem abstrakten, philosophischen Denken, das auf der Basis naturwissenschaftlicher und technologischer Erkenntnisse vorgetragen wird, so präsentiert es sich jedoch in jeder einzelnen Arbeit, in jeder Rauminszenierung mit außerordentlicher Sinnlichkeit und atmosphärischer Dichte.
Die raumgreifende Spiegel-Installation Tiefenraum (2011) verwandelt den Ausstellungsraum in ein begehbares Spiegelkabinett. Die beiden einander gegenüberliegenden verspiegelten Wände öffnen den realen Raum zu einem endlosen Tiefenraum, in dem sich der Betrachter wiederholt begegnet und in dem Momente des Beobachtens und Beobachtetwerdens verschmelzen. Auf diese Weise werden die Grenzen des dreidimensionalen, architektonischen Realraums aufgebrochen und die Realität virtuell unterlaufen. Auch in den Installationen Zeittiefe (1997) und Lux (1998) lässt Kowanz durch Licht-Schattenprojektionen magisch anmutende, imaginäre Transferräume entstehen. Durch Projektionen hervorgerufene transparente Schattierungen bilden begehbare Architekturen, die den Betrachter umhüllen und ihm neue, andere Wahrnehmungserlebnisse ermöglichen.
Darüber hinaus werden in der Ausstellung drei frühe Leuchtschrift-Arbeiten gezeigt, bei denen sich Kowanz auf DNA-Codierungen bezieht. Bei Discs, den neuesten in der Ausstellung gezeigten Werken, erzeugt die Rhythmisierung von Licht und Schatten durch Morsecodes faszinierende Raumillusionen. Kowanz’ suggestive Werke, die auf dem komplexen Zusammenspiel der Elemente Licht und Schatten, Projektionen und Reflexionen beruhen, heben Raumgrenzen auf und lassen neue, virtuelle Räume entstehen.
Brigitte Kowanz
1957 geboren in Wien, lebt und arbeitet in Wien
1975 – 1980 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien
seit 1997 Professur an der Universität für angewandte Kunst, Wien
2009 Großer Österreichischer Staatspreis
Bekannt wurde Brigitte Kowanz durch zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen.
Einzelausstellungen (Auswahl): 2010 Now I See, mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; Galerie Krobath, Wien; GALERIE NIKOLAUS RUZICSKA, Salzburg; 2008 Brigitte Kowanz – Spatial Extension, Häusler Contemporary, München; Intervention: Brigitte Kowanz, Oberes Belvedere, Wien; 2007 VO_LUMEN, Kunsthalle Krems; 2005 Brigitte Kowanz – Energetische Resonanz, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna.
Gruppenausstellungen (Auswahl): 2011 Live Theory, Bryce Wolkowitz Gallery, New York; 2008 genau+anders, Mathematik in der Kunst von Dürer bis Sol LeWitt, mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; 2006 Lichtkunst aus Kunstlicht, ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karslruhe.
Sendung KulturTon zur Ausstellung Brigitte Kowanz - in light of light
FREIRAD - Freies Radio Innsbruck 105.9 MHz
vom 19. Januar 2012
Eröffnung
Freitag, 16. Dezember 2011, 19 Uhr
Es sprechen
DDr. Herwig van Staa, Präsident des Tiroler Landtages
Dr. Beate Ermacora, Direktorin Galerie im Taxispalais
Publikation
Hg. Beate Ermacora, Brigitte Kowanz
Mit Texten (dt. / engl.) von Beate Ermacora und Gregor Jansen