Georges Adéagbo
Das Pythagoreische Zeitalter
11. August – 7. Oktober 2001

 
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eorges Adéagbo  Foto: Robert Fleischanderl

 
  Eröffnung
Freitag, 10. August 2001, 18 Uhr

Eröffnung durch Dr. Christoph Mader, Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Kultur
Zur Ausstellung spricht Michel Ritter, Direktor der Kunsthalle FRI-ART Centre d'Art Contemporain, Fribourg, Schweiz
 
 

Georges Adéagbo, der erstmalig in Österreich ausstellt, wird für die Galerie im Taxispalais eine Installation in der glasüberdeckten, von oben einsichtigen Halle im Untergeschoß machen. Seinem künstlerischen Prinzip folgend wird er in dieser Installation historische und kulturelle Bezüge zu Innsbruck/Österreich aufgreifen, zum Einen durch explizit thematische Bezüge, zum Anderen durch Objekte und Texte (Bücher, Zeitschriften, Zeitungsartikel, Schallplatten-Hüllen, Werbematerial, Fotografien etc.), die er hier – auf der Straße, auf Flohmärkten oder in Buchhandlungen – vorfindet und die für ihn Bezüge zu Afrika bzw. seinem Thema erstellen. Die Installation besteht demnach aus einem Arrangement von Objekten, die er teilweise aus Benin mitbringt, und solchen, die er dem hiesigen Kontext entnimmt. Ausgewählte Abbildungen (z.B. Fotos aus Büchern und Zeitungen) und Texte, die für ihn im Rahmen der Installation besondere Bedeutung haben, lässt Adéagbo von einem Schildermaler in Cotonou (Benin) im Bildformat malen.
Die Gegenstände, Texte und Bilder, die Adéagbo für seine Installation verwendet, sind zahlreich, aber begrenzt und klar definiert. Die Vorlagen für die in Auftrag gegebenen Illustrationen stammen aus seiner Referenzbibliothek: Bücher, Zeitschriften, Kataloge und Broschüren, welche er seit Jahrzehnten sammelt.

Adéagabo eröffnet in seinen Installationen ein paradoxes Feld der Fiktionen, die in den (post)kolonialen – und in diesem Sinn auch immer hochpolitischen – Diskursen die jeweiligen Fantasmen über den/die/das Andere(n) mittragen. Dabei ist aber, und das ist methodisch unabdingbar, die Auswahl seiner Themen ebenso ausgeklügelt wie die Regie, mit der er die von ihm ausgewählten Dinge in eine temporäre, immer auch zu widerrufende Ordnung bringt. In dieser Regie werden Bedeutungsnetze konstruiert, die sich gegenseitig konterkarieren, und Erwartungshaltungen aufgebaut, die vom Künstler auch wieder gebrochen oder umgelenkt werden.

Das Pythagoreische Zeitalter, das Thema für die Installation in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck, bildet für Adéagbo den Ansatzpunkt, eine spekulative Struktur zu "erfinden", um die Geschichte Mitteleuropas und Afrikas zueinander in Bezug zu setzen. So wie Pythagoras die Dinge mit Nummern identifizierte, um durch die numerischen Beziehungen zwischen ihnen deren Wesen und Struktur zu bestimmen, ordnet Adéagbo in einer Art Bilder- oder Ahnengalerie fünfzig Portraits von geschichtlichen Figuren an, Pioniere und "Helden" (Monster), die real und fiktiv das historische Schicksal von Städten, Ländern und Kontinenten geprägt haben und nun durch die Magie eines Zahlensystems in eine Art inkommensurables Verhältnis zueinander treten.

"Georges Adéagbo sieht in seiner für Innsbruck geschaffenen Arbeit 'Das Pythagoreische Zeitalter' die Gelegenheit, im Zentrum Europas, (s)eine Interpretation der Prozesse, welche zur Entstehung, Vereinigung, Verdrängung und Auflösung von Territorien, politischen und philosophischen Systemen führten, darzustellen. Die Wechselwirkung und das Aufeinanderprallen von Kräften faszinieren Adéagbo, daher ist das Inntal, die Verbindungsachse zwischen Nord- und Südeuropa seit Alters her mit seiner Dichte von Ereignissen ein geeigneter Ort für ihn zu forschen und Spuren zu sammeln." Stephan Köhler, 2001, Auszüge aus dem Katalogtext

Georges Adéagbo
wurde 1942 in Benin geboren. Er lebt und arbeitet in Cotonou, Benin.

 
 

Katalog
Georges Adéagbo
Archäologie der Motivation – Geschichte neu schreiben /
Archaeology of Motivations – Re-Writing History

Das Buch dokumentiert 13 Installationen des Künstlers, die in den letzten sechs Jahren entstanden sind.
Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais
Beiträge von Elizabeth Harney (Curator for Contemporary Art, National Museum for African Arts, Smithsonian Institution, Washington DC), Stephan Köhler sowie Kurztexte u.a. von M. Aoki, D. Abensour, L. Cherubini, C. Christov-Bakargiev, O. Enwezor, A. von Fürstenberg, J. Gachnang, M. Ritter, H. Szeemann, S. Vogel (dt./engl.)
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2001
112 Seiten, 50 Abb.
Preis € 12,60
ISBN 3-7757-9098-5

 
 

Filmprogramm zur Ausstellung
Mark Nash, Co-Kurator der Documenta 11, stellte ein spezifisch auf Adèagbo bezogenes Filmprogramm zusammen. In Zusammenarbeit mit dem Leokino / Cinematograph, Innsbruck.

Mark Nash
geboren in London, freier Filmproduzent und Professor für Filmgeschichte und -theorie an der School of Art and Theory der University of East London.

1. - 5. Oktober 2001 im Leokino 2
Anichstrasse 35, 6020 Innsbruck, T: 0512/560470

Mo 1.10 20 Uhr Mobutu Roi de Zaire
Di 2.10. 20 Uhr La Vie sur Terre
Mi 3.10 20 Uhr Vortrag von Mark Nash: The Modernity of African Cinema
Do 4.10 20 Uhr Hyènes
FR 5.10 20 Uhr Le Petit Soldat

Parallel zu diesem Programm zeigt das Leokino 2 noch von 1.-4.10.2001, jeweils 15:45 Uhr, den Film Lumumba von Raoul Peck.

>> Filmprogramm mit Kurzbeschreibungen
 
 

Premierentage 2001
6. Oktober 2001

Kurzfilm von Zzapp TV, "Europäer schauen alle gleich aus"
Kompakt Label Night hosted by pmk

 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRaum: Di-Sa 11-18, Do 11-20 Uhr
T 0512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at