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Georges
Adéagbo, der erstmalig in Österreich
ausstellt,
wird für die Galerie im Taxispalais eine Installation in der
glasüberdeckten, von oben einsichtigen Halle im
Untergeschoß machen. Seinem künstlerischen Prinzip
folgend wird er in dieser Installation historische und kulturelle
Bezüge zu Innsbruck/Österreich aufgreifen, zum Einen
durch explizit thematische Bezüge, zum Anderen durch Objekte
und Texte (Bücher, Zeitschriften, Zeitungsartikel,
Schallplatten-Hüllen, Werbematerial, Fotografien etc.), die er
hier – auf der Straße, auf Flohmärkten oder in
Buchhandlungen – vorfindet und die für ihn Bezüge zu
Afrika bzw. seinem Thema erstellen. Die Installation besteht demnach
aus einem Arrangement von Objekten, die er teilweise aus Benin
mitbringt, und solchen, die er dem hiesigen Kontext entnimmt.
Ausgewählte Abbildungen (z.B. Fotos aus Büchern und
Zeitungen) und Texte, die für ihn im Rahmen der Installation
besondere Bedeutung haben, lässt Adéagbo von einem
Schildermaler in Cotonou (Benin) im Bildformat malen.
Die Gegenstände, Texte und Bilder, die Adéagbo
für seine Installation verwendet, sind zahlreich, aber
begrenzt und klar definiert. Die Vorlagen für die in Auftrag
gegebenen Illustrationen stammen aus seiner Referenzbibliothek:
Bücher, Zeitschriften, Kataloge und Broschüren,
welche er seit Jahrzehnten sammelt.
Adéagabo
eröffnet in seinen Installationen ein paradoxes Feld der
Fiktionen, die in den (post)kolonialen – und in diesem Sinn auch immer
hochpolitischen – Diskursen die jeweiligen Fantasmen über
den/die/das Andere(n) mittragen. Dabei ist aber, und das ist methodisch
unabdingbar, die Auswahl seiner Themen ebenso ausgeklügelt wie
die Regie, mit der er die von ihm ausgewählten Dinge in eine
temporäre, immer auch zu widerrufende Ordnung bringt. In
dieser Regie werden Bedeutungsnetze konstruiert, die sich gegenseitig
konterkarieren, und Erwartungshaltungen aufgebaut, die vom
Künstler auch wieder gebrochen oder umgelenkt werden.
Das Pythagoreische
Zeitalter, das Thema für die Installation in der Galerie im
Taxispalais in Innsbruck, bildet für Adéagbo den
Ansatzpunkt, eine spekulative Struktur zu "erfinden", um die Geschichte
Mitteleuropas und Afrikas zueinander in Bezug zu setzen. So wie
Pythagoras die Dinge mit Nummern identifizierte, um durch die
numerischen Beziehungen zwischen ihnen deren Wesen und Struktur zu
bestimmen, ordnet Adéagbo in einer Art Bilder- oder
Ahnengalerie fünfzig Portraits von geschichtlichen Figuren an,
Pioniere und "Helden" (Monster), die real und fiktiv das historische
Schicksal von Städten, Ländern und Kontinenten
geprägt haben und nun durch die Magie eines Zahlensystems in
eine Art inkommensurables Verhältnis zueinander treten.
"Georges
Adéagbo sieht in seiner für Innsbruck geschaffenen
Arbeit 'Das Pythagoreische Zeitalter' die Gelegenheit, im Zentrum
Europas, (s)eine Interpretation der Prozesse, welche zur Entstehung,
Vereinigung, Verdrängung und Auflösung von
Territorien, politischen und philosophischen Systemen führten,
darzustellen. Die Wechselwirkung und das Aufeinanderprallen von
Kräften faszinieren Adéagbo, daher ist das Inntal,
die Verbindungsachse zwischen Nord- und Südeuropa seit Alters
her mit seiner Dichte von Ereignissen ein geeigneter Ort für
ihn zu forschen und Spuren zu sammeln." Stephan
Köhler, 2001, Auszüge aus dem Katalogtext
Georges Adéagbo
wurde 1942 in Benin geboren. Er lebt und arbeitet in Cotonou, Benin. |
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Katalog
Georges Adéagbo
Archäologie der Motivation – Geschichte neu schreiben /
Archaeology of Motivations – Re-Writing History
Das Buch dokumentiert 13 Installationen des Künstlers, die in
den letzten sechs Jahren entstanden sind.
Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais
Beiträge von Elizabeth Harney (Curator for Contemporary Art,
National Museum for African Arts, Smithsonian Institution, Washington
DC), Stephan Köhler sowie Kurztexte u.a. von M. Aoki, D.
Abensour, L. Cherubini, C. Christov-Bakargiev, O. Enwezor, A. von
Fürstenberg, J. Gachnang, M. Ritter, H. Szeemann, S. Vogel
(dt./engl.)
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2001
112 Seiten, 50 Abb.
Preis € 12,60
ISBN 3-7757-9098-5 |
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Filmprogramm
zur Ausstellung
Mark
Nash, Co-Kurator der Documenta 11, stellte ein
spezifisch auf Adèagbo bezogenes Filmprogramm zusammen. In
Zusammenarbeit mit dem Leokino / Cinematograph,
Innsbruck.
Mark
Nash
geboren in London,
freier Filmproduzent und Professor für Filmgeschichte und
-theorie an der School of Art and Theory der University of East London.
1. - 5.
Oktober 2001 im Leokino 2
Anichstrasse 35, 6020
Innsbruck, T: 0512/560470
Mo
1.10 |
20
Uhr |
Mobutu
Roi de Zaire |
Di
2.10. |
20
Uhr |
La
Vie sur Terre |
Mi 3.10 |
20
Uhr |
Vortrag
von Mark Nash: The Modernity of African Cinema |
Do
4.10 |
20
Uhr |
Hyènes |
FR
5.10 |
20
Uhr |
Le
Petit Soldat |
Parallel zu diesem
Programm zeigt das Leokino 2 noch von 1.-4.10.2001, jeweils 15:45 Uhr,
den Film Lumumba von Raoul Peck.
>> Filmprogramm mit
Kurzbeschreibungen |