Helena Almeida
6. Juni 10. August 2003

 
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Helena Almeida, "Tela Habitada", 1976, Courtesy Dr. Manuel Pinho/Helena Almeida.
Helena Almeida, "Dentro de Mim", 2000, Courtesy Helena Almeida
 
  Eröffnung
5. Juni 2003, 19 Uhr

Eröffnung duch Dr. Herta Arnold, Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Kultur
Zur Ausstellung spricht Dr. Silvia Eiblmayr
 
 

Helena Almeida, eine der bedeutendsten KünstlerInnen Portugals, setzt sich selbst als ihr eigenes Modell in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten. In ihren performativen Szenarios bearbeitet sie den prekären Raum der Repräsentation, indem sie mit den Mitteln der Fotografie, der Malerei, der Zeichnung, der Objektkunst und der Sprache die Grenzen des Bildes untersucht. Sie untersucht die subtilen Übergängen vom Gegenstand zu dessen Abbild, vom Illusionsraum der Fotografie zur malerischen Oberfläche.

Helena Almeida hat für ihre subtile Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Frau und Bild den Begriff des "Bewohnten" geprägt: "Bewohnte Leinwand", "Bewohnte Malerei", "Bewohnte Zeichnung". Das "Bild", in dessen komplexen Raum sich die Künstlerin einschreibt, wird hier scheinbar zum unverzichtbaren Ort für die Frau, den sie imaginär "bewohnt", zugleich wird es aber auch zum Ort der Unterdrückung, der Einschließung, dem sie entrinnen möchte.

Almeidas Anfänge liegen in der Malerei, die sie zu einer selbstreferentiellen Abhandlung über das Bild in der Malerei führte: Sie begann, dessen materielle Bestandteile wie die Leinwand, den Keilrahmen, die Farbe zum Gegenstand ihrer Untersuchung zu machen und zugleich auch dessen strukturelle (neuzeitliche) Funktion, nämlich ein "Fenster in die Welt" zu bilden, zu hinterfragen. Das führte sie dazu, dieses Bild skulptural zu erweitern, es in den Raum auszudehnen, um es dann bis zu ihren aktuellen Arbeiten mittels Fotografie in unterschiedliche performative Szenarios umzusetzen.

In feinster Differenzierung verwandelt sich die Linie eines fotografierten Fadens im Bild, der hier auch seinen Schatten wirft, in eine Linie auf der Oberfläche des Bildes, inszeniert, als hätte die im Foto präsente Künstlerin diese von innen nach außen gezeichnet (Desenho Habitado / Bewohnte Zeichnung, 1975). Die Realitäten des (fotografischen) Illusionsraums und jene der konkreten Oberfläche, des Bildträgers und seines Materials, prallen hier aufeinander; sie erzeugen einen Widerspruch, eine Form von rätselhafter, unentrinnbarer Verschränkung. Denselben Effekt hat die blaue Farbe, die Almeida auf die Oberfläche einer Fotografie setzt, um damit ihr Gesicht zu verdecken mit dem Effekt, ihre Präsenz im Bild zugleich hervorzuheben und zu verleugnen (Pintura Habitada / Bewohnte Malerei, 1976).

In den achtziger Jahren beginnt Almeida den Körper auszudehnen, ihn mittels Inszenierungen
mit schwarzem Stoff und der Dimension der Fotografien zu monumentalisieren. Dies geschieht in einem zunehmend verunklärten Raum, in dem die Differenz zwischen Fläche und Tiefe auf dem Spiel steht. (Negro Exterior / Schwarzes Außen, 1981; Espaço Espesso / Dichter Raum, 1982).

In ihren neueren Arbeiten, ebenfalls in größeren Formaten, lotet Almeida immer wieder andere Aspekte ihres Grundthemas aus. Dentro de mim (Innerhalb von mir) bildet im wörtlichen Sinn eine Reflexion auf den umgebenden (Atelier-)Raum. Die Serie zeigt in Varianten die nackten Füße und Unterschenkel der Künstlerin, welche liegend oder auf einem Bein stehend für die Kamera posiert, während an ihren Fußsohlen kleine rechteckige Spiegel angebracht sind; diese fangen in minimalen Fragmenten den umgebenden Raum ein, um dadurch die körperliche Realität des Fußes scheinbar aufzuheben.

Für alle Arbeiten Almeidas gilt: Der Körper verstrickt sich im Kontext von Innen und Außen, von Abbild, von unbestimmtem Raum, von malerischer und zeichnerischer Form und deren Material. Almeidas Körperinszenierungen sind strukturiert wie ein poetischer Text. Sie haben ein vieldeutiges Thema, das offen bleibt, sie sind rhythmisch und formal widersprüchlich, sie sind sinnlich und tiefsinnig; sie haben zugleich einen feinen Witz, der mit der Oberfläche oder den Schatten spielt.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus Helena Almeidas umfangreichem Werk seit den 1970er Jahren bis heute.

Helena Almeida ist 1934 in Lissabon geboren, wo sie heute auch lebt.

 
  Katalog
Helena Almeida
Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais
Beiträge von Helena Almeida und Silvia Eiblmayr (dt./engl./portug.)
Galerie im Taxispalais, Innsbruck 2003
24 Seiten, 13 Abb.
Preis € 4,5
ISBN 3-9501195-1-5
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at