There is no border

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There is no border, there is no border, there is no border,
no border, no border,  no border,
I wish*
1. September – 14. Oktober 2007
 
Amar Kanwar
Guillermo Kuitca

Amar Kanwar, A Season Outside, 1997, Videostill

Guillermo Kuitca, Das Lied von der Erde, 1990. Foto: Peter Schaelchli, Zürich, Courtesy Daros-Latinamerica Collection, Zürich

 
English
KünstlerInnen
Dragos Alexandrescu (RO), Narda Alvarado (BO), Heath Bunting (GB), Sonja Gangl (AT), Mona Hatoum (GB), IRWIN (SI), Šejla Kamerić (BA), Amar Kanwar (IN), Gülsün Karamustafa (TR), Guillermo Kuitca (AR), Yaron Leshem (IL), Ján Mančuška (SK), Ralo Mayer (AT), MW Democratic Movement (Monika Marklinger / Johan Waerndt) (SE), Walter Niedermayr / Marina Ballo Charmet (IT), Tanja Ostojić (RS), Eva Schlegel (AT), Ilya Trushevsky (RU), Alexander Vaindorf (RU/SE), Eva Würdinger (AT), Donovan Wylie (Nordirland, GB), Artur Żmijewski (PL)
 
Eröffnung
Freitag, 31. August 2007, 19 Uhr

Zur Ausstellung spricht Dr. Silvia Eiblmayr, Leiterin der Galerie im Taxispalais
 
  Das Ausstellungsprojekt befasst sich mit dem Thema „Grenze“ unter verschiedenen Aspekten und künstlerischen Zugängen. Als Titel und gleichsam als Motto dient ihm ein Satz der Künstlerin Šelja Kamerić, dessen zwiespältige Rhetorik die realen Verhältnisse anspricht und zugleich auch den Wunsch, diese zu überwinden.

In There is no border... beschäftigen sich 24 KünstlerInnen mit Systemen von äußeren und inneren Räumen, die sowohl von konkreten und materiellen als auch von imaginären und mentalen Grenzen bestimmt werden. Allen diesen Systemen ist gemeinsam, dass sie auf soziale und territoriale Strukturen verweisen, in denen es (im weitesten Sinn) um machtspezifische Situationen geht. Die „Grenze“ artikuliert sich in sehr diversen, vielfach fiktiven Formen von Überschreitungen und Bewegungen, von Zwischenräumen, Kreuzungen oder Verflüssigungen. So kann sie sich als kartografische Trennlinie, als reale Mauer oder Zaun − z.B. eines Gefängnisses − manifestieren, ebenso aber auch in einem Überwachungssystem oder in der Bürokratie von Visumserteilungen einer Botschaft. In ihren verschiedenen Ausformungen wird die „Grenze“ zu einem zentralen Thema gesellschaftlicher Prozesse, dem die KünstlerInnen mit Aktivismus, mit dramatischer Regie, mit fotografischer Registratur, mit Ironie oder filmischer Fiktion begegnen.

So „porträtiert“ Dragos Alexandrescu hinter Gittern gesicherte Autos und deren sozialen Status in Rumänien. Narda Alvarado inszeniert eine absurd-witzige Barriere im Straßenverkehr von La Paz, indem sie die „Olive Greens“, die Verkehrspolizisten, für eine absurde Aktion die Straße sperren lässt. Heath Bunting realisiert eine weitere Route seines langjährigen Projekts borderXing (Border-Crossing), den Grenzübertritt an einem unbewachten Ort, diesmal an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich. Sonja Gangl zeichnet mit Bleistift besonders stimmig-symptomatische Schlussbilder (The End) von Hollywoodfilmen nach. In drei unterschiedlichen Arbeiten gestaltet Mona Hatoum subtile Metaphern zu Migration und Grenzkonflikten.
 
Die Gruppe IRWIN entwirft in der East Art Map eine neue Landkarte der Kunstgeschichtsschreibung und erschließt lange unbeachtete Bereiche der Kunst des östlichen Europa.
Šejla Kamerić wählte San Marino und Zypern als Orte für ihre „Grenzen“-Thematik.
Amar Kanwars Film A Season Outside handelt in intensiven Bildern von einem abgelegenen Grenzort zwischen Indien und Pakistan. Gülsün Karamustafa lässt drei Frauen über ihre Gefängniserfahrung in der Türkei als politische Häftlinge erzählen.

Guillermo Kuitca malt einen quadratischen Ausschnitt einer Landkarte von China, ein sprachpoetisch gefasstes Fragment der Welt, das zugleich die Anmutung eines Möbelstücks hat. Yaron Leshem präsentiert mit Village ein palästinensisches Attrappendorf, das Israel als militärisches Übungsgelände dient und von ihm als fiktivem TV-Reporter auch als Kulisse für einen Kriegsbericht aus dem Irak verwendet wird. Ján Mančuška zieht konkrete „Grenzen“ quer durch den Ausstellungsraum, ein beschriftetes, in Augenhöhe gespanntes Gummiband.

MW Democratic Movement (Monika Marklinger & Johan Waerndt) untersuchen in The Politics of Color die Aufteilung der Welt in die drei Fernsehsysteme PAL, NTSC und SECAM.
Ralo Mayer erkundet das Grenzgebiet östlich des Neusiedlersees. In dem Video Agente apri verfolgen Walter Niedermayr und Marina Ballo Charmet den Weg von zwei Kleinkindern, die bei ihren Müttern in einem Mailänder Gefängnis leben und täglich einmal in die Außenwelt geführt werden.

Tanja Ostojić reihte sich stundenlang in die Schlange der Visabewerber vor der Österreichischen Botschaft in Belgrad ein. Eva Schlegel und Eva Würdinger fotografierten das kürzlich aufgelassene Jugendgefängnis in Wien-Erdberg. Schlegel zeigt ein abstrakt wirkendes Foto des Gefängnisarchivs, Würdinger hat in vielen Aufnahmen die in und auf die Wände gekratzten und gezeichneten Graffiti festgehalten.

Ilya Trushevsky wirft in Map of the World einen ironischen Blick auf den Globus und die Politik. Auf eine Weltkarte projiziert er ein Video mit Fliegen, die an den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion entlang spazieren. Alexander Vaindorfs New Romantics wandern durch eine Berglandschaft, die aus lauter zusammenmontierten Ausschnitten aus Filmen besteht, die an abgelegenen Orten gedreht wurden. Donovan Wylie zeigt die (frühere) Realität der Wachtürme an der militärisch hoch gesicherten Grenze im Hügelland zwischen Irland und Nordirland. Für seinen in Warschau gedrehten Film Repetition wiederholte Artur Żmijewski die Bedingungen des berühmten „Stanford Prison Experiments“ von 1971, in dem sich Freiwillige als Gefängnisinsassen und andere als deren Wächter zur Verfügung stellten.

„Grenzen“, schreibt Karl Schlögel, „erweisen sich als ‚bevorzugte Orte’, an denen Durchmischungsprozesse, Transferprozesse, Amalgamierungen stattfinden und die einen Erkenntnispunkt besonderer Qualität bieten“. Die „Grenze“ artikuliert sich als Schauplatz von Verschiebungen und Verwerfungen, aus dem „etwas Neues hervorgeht“.


* © Šejla Kamerić
 
  Vortrag
Dr. Marina Gržinić, BORDER, PERFORMANCE, POLITICS
Donnerstag, 4. Oktober 2007, 19 Uhr

Marina Gržinić ist Professorin an der Akademie/Universität der bildenden Künste Wien.
Sie ist Künstlerin und Kunsttheoretikerin und lebt in Ljubljana und Wien.
Publikation (zuletzt erschienen): M. Gržinić, Une fiction reconstruite. Europe de l’Est, post-socialisme et rétroavant-garde, L’Harmattan, Paris 2005.


Filmprogramm im Cinematograph
Artur Żmijewski, Repetition
Donnerstag, 11. Oktober 2007, 19.30 Uhr
Cinematograph, Museumstraße 31, Innsbruck

Für seinen in Warschau gedrehten Film Repetition wiederholte Artur Żmijewski das berühmte Stanford Prison Experiment des Psychologen Philip Zimbardo von 1971: Ziel des Experiments war es damals, eine Gruppe von Freiwilligen zu isolieren – Studenten, die die jeweiligen Rollen von Gefangenen und Gefängniswärtern übernahmen –, um zu untersuchen, wie sich Menschen in von außen auferlegten sozialen Rollen verhalten. Das Experiment, das zwei Wochen dauern sollte, musste aufgrund der Auswirkungen der Situation auf die Teilnehmer bereits nach sechs Tagen abgebrochen werden. Die Gefängniswärter „wurden zu Sadisten“ und die Gefangenen „zeigten Anzeichen von Depressionen und extremem Stress“ (Zimbardo).

Artur Żmijewski stellte für Repetition ähnliche Rahmenbedingungen her: Sechzehn Arbeitslose wurden nach psychologischen Untersuchungen ausgesucht, um in einem geplanten Zeitraum von zwei Wochen die Rollen von Wärtern und Insassen zu übernehmen. Daneben waren Psychologen am Experiment beteiligt, die autorisiert waren, das Experiment zu stoppen, sollte es sich in eine gefährliche Richtung entwickeln. Fünf Kameraleute filmten die Räume, die mit Einwegsichtfenstern ausgestattet waren, ergänzt durch Aufnahmen von Nachtsichtkameras. Das Experiment dauerte sieben Tage.


Vortrag
Hedwig Fijen, Manifesta: The art of reinventing itself
Donnerstag, 27. September 2007, 19 Uhr

Hedwig Fijen, Direktorin der International Foundation Manifesta in Amsterdam und Präsidentin des Comitato Manifesta 7 spricht über die Manifesta 7, die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, die von 19. Juli bis 2. November 2008 in Trentino/Südtirol stattfindet.

Einführung durch Dr. Andreas Hapkemeyer, Koordinator Manifesta 7

Die Manifesta ist eine der wichtigsten internationalen Großausstellungen, für die seit 1996 jeweils ein anderer Orte gewählt wird. Bisherige Austragungsorte waren 1996  Rotterdam, 1998 Luxemburg, 2000 Ljubljana, 2002 Frankfurt/Main, 2004 San Sebastian; die Manifesta 6, die 2006 in Nicosia stattfinden sollte, wurde aus politischen Gründen abgesagt.

Vom 19. Juli bis zum 2. November 2008 findet die Manifesta 7 in Trentino/Südtirol statt. Von einer internationalen Jury wurden Adam Budak (Krakau/Graz), Anselm Franke (Antwerpen/Berlin)/Hila Peleg (Tel Aviv/Berlin) und Raqs Media Collective (Dehli) als KuratorInnen ausgewählt.

Standorte der Manifesta 7 sind spektakuläre vorindustrielle und industrielle Bauten: die Franzensfeste aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der auf die 1930er Jahre zurückgehende Alumixbau in Bozen und die zeitgleich entstandene Post in Trient, sowie Ex-Alpe und Ex-Peterlini in Rovereto.

Hedwig Fijen, 1961 geboren, ist Gründungsdirektorin der Manifesta. Fijen studierte Geschichte, Architektur und Kunstgeschichte; als Kuratorin war sie auf Kuba, in der Sowjetunion und in anderen osteuropäischen Ländern tätig. Sie ist verantwortlich für die Realisierung der Manifesta 7.

 
  Dank an
IASPIS, British Council
 
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at