There is no border

Kunstvermittlung
Leseraum
Publikationen
Information
Die Galerie
 
 
There is no border, there is no border, there is no border,
no border, no border,  no border,
I wish*
1. September – 14. Oktober 2007
 
 
Halle << | >>
 
Karamustafa Wuerdinger

Gülsün Karamustafa, Making of the Wall, 2003
Videostill

Eva Würdinger, Jugendgericht, 2006
Foto: Rainer Iglar
 
  Gülsün Karamustafa
Making of the Wall
, 2003
Video, 14:19 min.

In dem Video Making of the Wall erzählen drei Frauen, die während und nach dem Militärputschen von 1971 und 1980 in der Türkei politische Häftlinge waren, von ihrer Zeit im Gefängnis.

Eine große Anzahl Intellektueller, Studenten und Arbeiter in der Türkei wurden aufgrund ihrer politischen Haltung im Anschluss an den Staatsstreich von 1971 von der Militärregierung inhaftiert. Die Anzahl der Häftlinge war so groß, dass sogar Kasernen für deren Unterbringung genutzt wurden. Später wurden Mauern um die Kasernen gebaut, um sie in wirkliche Gefängnisse zu verwandeln. Nach dem nächsten Militärputsch von 1980 verschlechterten sich die Bedingungen der Gefangenen erheblich. Jülide, Elif und Nurten sind drei der vielen Frauen, die innerhalb der realen und virtuellen Mauern dieser dunklen Periode überlebt haben.
 
  Eva Schlegel und Eva Würdinger

Eva Schlegel und Eva Würdinger fotografierten den ehemaligen Jugendgerichtshof und das angeschlossene Untersuchungsgefängnis für Jugendliche, das 2003 aufgelöst und geschlossen wurde. Für die Ausstellung wählte Eva Schlegel ein einziges Foto aus, Eva Würdinger zeigt eine Auswahl der von ihr fotografierten Graffiti an den Zellenwänden.

Die Arbeit der beiden Künstlerinnen ist als Buch erschienen:
Eva Schlegel, Eva Würdinger, Jugendgericht, Wien 2006

„Im Jahr 2003 wurde der Wiener Jugendgerichtshof nach acht Jahrzehnten trotz heftiger Proteste geschlossen. Die Institution ging in anderen Institutionen der Justiz auf, die jugendlichen Häftlinge wurden übersiedelt, das Gebäude im Dritten Wiener Gemeindebezirk wurde ausgeräumt und stand drei Jahre leer. Dieses Haus, seine Verhandlungssäle, vor allem aber seine „Zellen“ und die darin unversehrt erhaltenen zahllosen Inschriften und Graffiti sind Thema dieses Buches. Eva Schlegel und Eva Würdinger dokumentieren mit ihren Fotografien das Haus, wie es heute noch steht, und vergegenwärtigen einen spezielle Jugendgefängniswelt, die aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit ausgeblendet bleibt.“ (Klappentext)

Eva Schlegel
ohne Titel 140 (Jugendgericht)
, 2006

Das Foto zeigt das Archiv des Gefängnisses, einen Blick durch die − inzwischen leeren − Aktenschränke, die eine Raumtiefe von ca. 15 Metern einnehmen.

Eva Würdinger
Jugendgericht
, 2006

„Die Wände der ‚Zellen’ dokumentieren die wohl quälende Langeweile, und obwohl sie im Schnitt zweimal jährlich ausgemalt wurden, sind sie so gut wie flächendeckend beschrieben, bekritzelt, bezeichnet, eingeritzt, bis in die Nachbarzelle durchbohrt. Die einzelnen Handschriften lassen sich gut voneinander unterscheiden, ebenso die unterschiedlichen Nationalitäten. Von den 9.000 Häftlingen, die sich derzeit in 28 Justizzentren Österreichs befinden, sind fünf Prozent Jugendliche. 4.000 Insassen haben nicht die österreichische Staatsbürgerschaft und stammen aus rund 100 Nationen.
Kaum ein Haftraum in der Rüdengasse, in dem es keine Kalender, die so genannten ‚Tagesfresser’, gibt. Kaum einer, der nicht Male deutlicher Aggression verpasst bekommen hat, in Form von Inschriften, Symbolen und auch Dellen im Verputz. Das auffällige Fehlen von pornografischen Zeichnungen erklärt sich erst, wenn man Provenienz und Funktion der vielen seltsamen weißen Flecken hinterfragt, die als unregelmäßige Muster die Wände überziehen: Die Häftlinge verwendeten Zahnpasta als Klebstoff, um die Hafträume mit einschlägigen Postern zu tapezieren. Die Wände, wie sie nun bestehen, sind also bereits bis zu einem gewissen Grad entkleidet und nackt gemacht. Übrig blieben lediglich Zeichnungen, Inschriften, Ritzspuren.
Letztere legen ältere Farbschichten frei. Sie wirken teils wie kunstvolle versenkte Reliefs und verändern sich je nach Lichteinfall. Für die Zeichnungen wurden Bleistift, Filzstift, Kugelschreiber verwendet, und an den Decken auch der Ruß von Feuerzeugen. Das ergibt dicke schwarze Linien mit unregelmäßigen Wölkchen-Konturen. Viele Symbole wiederholen sich: Messer, Schwerter, Blutspritzer, Kreuze, Windrosen, Drogenbesteck, Pistolen, Hanfblätter, die jeweiligen Zeichen verschiedenster Rap- und HipHop-Gruppen, Nazi-Symbole, Zeichen unterschiedlicher Nationalitäten.“ Ute Woltron, „Jugendgericht“, in: Datum, 11/2006
 
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at