Die verletzte Diva
Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts

3. März – 7. Mai 2000

 

Ana Mendieta, "Untitled (Glass on Body Imprints)"
Courtesy Galerie Barbara Gross, München und Galerie Lelong, New York; Foto: Robert Fleischanderl

Michaela Melián, "Bertha Benz", 1999, Courtesy Galerie Barbara Gross, München; Cindy Sherman, "Untitled # 119", 1983, Courtesy Sammlung Lothar Schirmer, München; Foto: Robert Fleischanderl
 
  KünstlerInnen
Marina Abramović, Helena Almeida, Eleonor Antin, Renate Bertlmann, VALIE EXPORT, Joan Jonas, Michel Journiac, Mary Kelly, Annie-Mie Van Kerckhoven, Elke Krystufek, Katharina Mayer, Michaela Meliàn, Ana Mendieta, Annette Messager, Orlan, Gina Pane, Aura Rosenberg, Martha Rosler, Cindy Sherman, Twin Gabriel, Peter Weibel, Faith Wilding, Francesca Woodman
 
  Eröffnung
Donnerstag, 2. März 2000, 18 Uhr

Eröffnung durch LA Wilfriede Hribar, Vorsitzende des Kulturausschusses des Landes Tirol
Zur Ausstellung spricht Silvia Eiblmayr
 



Francesca Woodman, „From Space", 1975-1976
Courtesy The Estate of Francesca Woodman
Faith Wilding, „Waiting", 1972
Courtesy of the artist

Michaela Melián, "Bertha Benz", 1999, Courtesy Galerie Barbara Gross, München; Cindy Sherman, "Untitled # 119", 1983, Courtesy Sammlung Lothar Schirmer, München; Foto: Robert Fleischanderl
 
 

Drei Münchner Institutionen, die Städtische Galerie im Lenbachhaus, der Kunstverein München und das Siemens Kulturprogramm sowie die Galerie im Taxispalais in Innsbruck haben sich zu dem Ausstellungsprojekt "Die verletzte Diva. Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts" zusammengeschlossen. Die Ausstellung wird vom 3. März bis 7. Mai 2000 in München und Innsbruck gezeigt und vom 25. Juni bis 27. August 2000 in modifizierter Form in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden präsentiert.
Filmprogramm in Kooperation mit dem Leokinto / Cinematograph.

In der Ausstellung Die verletzte Diva geht es um eine Analyse und Beschreibung dieses Jahrhunderts am Beispiel seiner Körperinszenierungen in den visuellen Künsten. Diese Inszenierungen werden anhand von drei wesentlichen Kriterien befragt:
–     die Technologisierung der modernen Zivilisation, die für die Bildproduktion spezifische Auswirkungen hatte,
–     die sich zuspitzende Problematisierung des Geschlechterverhältnisses, welches die Moderne kennzeichnet,
–    die Hysterie als Ausdruck und Reaktion in Bezug auf die beiden ersten Aspekte.

Zentrale These der Ausstellung ist, dass seit Beginn der Moderne "die Frau" bzw. der "weibliche" Körper zum Symptom der komplexen Verknüpfung von technologischem Fortschritt und inszenierten Geschlechterbeziehungen wird. In diesen Inszenierungen spiegeln sich die grundlegenden Veränderungen der sozialen Lebensformen der Moderne, die mit einer zunehmenden Fragwürdigkeit der tradierten Rollenklischees einhergehen. In den Phantasien, die diese Bilder transportieren, erscheint der weibliche Körper als die destruktive Ursache und zugleich als Ausdruck dieser radikalen Veränderung. "Die Frau" wird dabei als "Zerstörerin" und "Zerstörte" dargestellt.

Im Schnittpunkt dieser gegensätzlichen Darstellungen steht die "Hysterikerin". Während sie für die konservative Wissenschaft als Beweis für den Niedergang der Zivilisation und die Minderwertigkeit des Weiblichen galt, war sie für die Künstler des Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus das Sinnbild für die erotische Entfesselung, den Exzess. Beide sind Angelpunkte der Moderne, die mit den antibürgerlichen, antirationalen Tendenzen dieser künstlerischen Bewegungen einhergingen. Dies bedeutet, dass der radikale Formwandel der Moderne sich über und durch die Figur der "Hysterikerin" vollzog. Die Demontage des Körperbildes bedingt eine "Hysterisierung" der Form, die immer auch auf die Methode und den Effekt der technischen Bilderzeugung verweist. Die Fotografie und der Film liefern dabei nicht nur die Bilder der hysterisierten Körper, ihre technologischen Verfahrensweisen bilden vielmehr selbst die Auslöser für diese Hysterisierung.

Das Ausstellungskonzept verfolgt diese "Instrumentalisierung" des Weiblichen und die Vermittlung des weiblichen Körpers durch die männlichen Avantgarde-Künstler (z.B. Boiffard, Dali, Duchamp, Grosz, Yves Klein, Man Ray, Masson, Ubac) bis zu historischen und zeitgenössischen Selbstinszenierungen von Künstlerinnen (z. B. Bourgeois, Cahun, EXPORT, Oppenheim, Sherman).

Gleichzeitig setzt die Ausstellung einen starken Akzent auf männliche Selbstinszenierungen und die darin enthaltene Problematisierung des männlichen Körpers, wie sie seit den fünfziger Jahren bei Bacon, im Wiener Aktionismus (Brus, Schwarzkogler) und der Body Art (Journiac, Lüthi, Naumann) oder zeitgenössischen Positionen sichtbar werden

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit Texten von Christina von Braun, Elisabeth Bronfen, Gilles Deleuze, Georges Didi-Huberman, Peter Gorsen, Thomas Lischeidt, Käte Meyer-Drawe, Irit Rogoff, Klaus Theweleit, Slavoj Žižek sowie von Silvia Eiblmayr und Matthias Winzen, die für die Redaktion verantwortlich sind.

 
 

Katalog
Die verletzte Diva.
Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts

Hg. Silvia Eiblmayr / Dirk Snauwaert / Ulrich Wilmes / Matthias Winzen
Beiträge von Christina von Braun, Elisabeth Bronfen, Silvia Eiblmayr, Gilles Deleuze, Georges Didi-Hubermann, Peter Gorsen, Irit Rogoff, Klaus Theweleit, Slavoy Žižek (dt./engl.)
Oktagon Verlag, Köln 2000
336 Seiten, 161 Abb.
Preis € 19,30
ISBN 3-89611-088-8

 
 
Ausstellungsorte

München
Lenbachhaus Kunstbau, Eingang U-Bahnhof Königsplatz
Kunstverein München, Galeriestraße 4
Siemens Kulturprogramm, Oskar-von-Miller-Ring 20

Innsbruck
Galerie im Taxispalais, Maria-Theresien-Str. 45

 
Weitere Station

Baden-Baden
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a


Ausstellungsdauer

Innsbruck 3. März – 7. Mai 2000
München 4. März – 7. Mai 2000

Übernahme

Baden-Baden 25. Juni – 27. August 2000

   

Konzeption

Silvia Eiblmayr

   

Ausstellungsleitung

Silvia Eiblmayr (Galerie im Taxispalais Innsbruck)
Dirk Snauwaert (Kunstverein München)
Ulrich Wilmes (Städtische Galerie im Lenbachhaus)
Matthias Winzen (Siemens Kulturprogramm und Staatliche Kunsthalle Baden-Baden)

 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-Sa 11-18, Do 11-20 Uhr
T+43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at