Ken Lum
There is no place like home
Plakatprojekt im öffentlichen Raum Innsbrucks
1. – 31. März 2001

 

 
english

Die Galerie im Taxispalais realisiert im März 2001 ein Plakatprojekt von dem kanadischen Künstler Ken Lum im öffentlichen Raum Innsbrucks.

Die Plakatserie von Ken Lum besteht aus drei Plakaten. Jedes Plakat zeigt zwei Fotos von Menschen unterschiedlicher Nationalität und sozialen Status. Diese Fotos interagieren mit kurzen Sätzen, in denen der Begriff "home" aufgegriffen wird. Durch die unterschiedliche Interpretation dieses Begriffs auf den Plakaten wird klar, dass "home" eine individuelle Bedeutung hat und für MigrantInnen etwas anderes bedeutet als für TouristInnen. Ken Lum hat aufgrund dieser Vieldeutigkeit des Wortes "home" im Englischen auf eine deutsche Übersetzung verzichtet.

Alle drei Sujets sind am Adolf-Pichler-Platz und am Fürstenweg (Zufahrt Flughafen aus Ri. Zentrum) plakatiert, an vier Stellen im Zentrum von Innsbruck sind die Plakate einzeln affichert.

48 Bogen-Plakat
Fürstenweg
Adolf-Pichler-Platz
16 Bogen-Plakat
DEZ
Exlgasse
Fürstenweg

Das Projekt findet in Kooperation mit der Kanadischen Botschaft Wien und der Liga für Menschenrechte statt.

 

Ken Lum
geboren 1956 in Vancouver, Kanada.
Abschluß in Biochemie an der Simon Fracer Universität in Vancouver. Vorstandsmitglied der Annie Wong Art Foundation (Hong Kong); publizierte verschiedene Aufsätze und Rezensionen in NKA :The Journal of Contemporary African Art; Art Margins; Canadian Art; Art & Text; Art & Collections; La Pala (Mexico City); China Art (Taiwan). Gastprofessor an: Akademie der Bildenden Kunst, München, Sommer 1992; Ècole des Beaux Arts, Paris 1995-97; Ècole d'Arts Plastiques, Martinique, Sommer 1997; China Art Academy, Hangzhou, China, Frühling 2000.

 

There is no place like home
Die Tatsache, dass meine Arbeit im öffentlichen Raum stattfindet, bedeutet, dass mein Konzept auf die Belesenheit des Publikums in eben diesem Raum eingehen musste. Damit meine ich die Ansammlung von Zeichen und Symbolen, die den öffentlichen Raum und damit die Aufmerksamkeit des Publikums in Beschlag nehmen. Die Leute sind sehr belesen in Bezug auf Werbeformen wie Plakatwänden und Poster, auch wenn sie unterschiedlich auf die verschiedenen Werbungen reagieren. Der Punkt für mich war, dass das Projekt genau dieses Wissen der Menschen anerkennen musste, wo es um den öffentlichen Raum geht, der stark durch private und kommerzielle Interessen definiert ist. Insofern bietet die Plakatwand dieser Arbeit die entsprechende Möglichkeit sich direkt mitzuteilen und größere Verbreitung zu finden.

Eine zweite Überlegung bezieht sich auf das Problem, wie man eine künstlerische Aussage einfügt in die Kakophonie, die die Erfahrung des zeitgenössischen Stadtraumes ausfüllt. Wenn sich wirklich, wie Foucault behauptet, Herrschaft in alle Systeme der Produktion und Kommunikation drängt ebenso wie in die Sprache, dann war mir klar, dass mein Projekt letztlich versuchen müsste, den öffentlichen Raum so aufzumachen, dass diese Herrschaft plötzlich mit einem schiefen Blick gesehen werden konnte.

Damit meine ich, dass die Arbeit einen Widerspruch auflösen sollte, nämlich dass einerseits die Vertrautheit mit den Strukturen, Codes und Botschaften von öffentlich postierten diskursiven Transportmitteln anerkannt wird, und andererseits, dass eben die kollektive Kultur auch anders artikuliert werden soll. Mit anderen Worten, meine Idee müsste als Kunst registriert werden, gerade wegen ihrer Ähnlichkeit zur "Nicht-Kunst" der Werbung.

Eine dritte Überlegung hat mit dem Phänomen der Globalisierung zu tun, das den Künstlern neue Strategien abverlangt, wie in den sich ständig ändernden Feldern von Rasse, Geschlecht und Klassendynamik mit der Bedeutung von "home" ("zu Hause / heim / Heim / Heimat"), Identität und Zugehörigkeit umgegangen wird. Dieses Problem beschränkt sich nicht auf Österreich trotz des Beispiels der Freiheitlichen Partei. Ich wollte nicht, dass meine Arbeit auf deutsch übersetzt wird. "Home" ist ein englisches Wort, das eine Reihe von Bedeutungen haben kann; es ist eine Chiffre für mögliche andere Bedeutungen, anders wie "Heimat" oder "la maison". Tatsächlich eröffnet die Vielwertigkeit des Wortes "home" eine teilweise amerikanische Mobilität von Bedeutung. Der Begriff "home" ist dahin gekommen, die Idee einer frei-fließenden und unsicheren Sehnsucht nach einem Platz und einem Wohnsitz zu bezeichnen. Wenn der Boden für Identität die stilisierte Wiederholung von Handlungen innerhalb der Zeit ist, dann ist "home" der Ort für solche wiederholbaren Akte. Die Inszenierung einer Ansammlung von Bedeutungen wieder und wieder am selben Ort produziert einen Sinn von "home". In unserem kybernetischen Zeitalter können solche Wiederholungen als exklusive geistige Übungen erscheinen. Mit anderen Worten: home kann einfach ein Geisteszustand sein.

Ken Lum
 
 

Vortrag
Ken Lum: Art as Counter-Narrative in Public Space / Kunst als Gegenerzählung im öffentlichen Raum
13. März 2001, 19 Uhr

 
 

Zeitschriftenpräsentation
Matthias Dusini, Falter
Georg Schöllhammer, springerin
13. März 2001, 21 Uhr

 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRaum: Di-Sa 11-18, Do 11-20 Uhr
T 0512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at