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Die Galerie
im Taxispalais realisiert im März 2001 ein Plakatprojekt von
dem kanadischen Künstler Ken
Lum im öffentlichen Raum Innsbrucks.
Die
Plakatserie von Ken Lum besteht aus drei Plakaten. Jedes Plakat zeigt
zwei Fotos von Menschen unterschiedlicher Nationalität und
sozialen Status. Diese Fotos interagieren mit kurzen Sätzen,
in denen der Begriff "home" aufgegriffen wird. Durch die
unterschiedliche Interpretation dieses Begriffs auf den Plakaten wird
klar, dass "home" eine individuelle Bedeutung hat und für
MigrantInnen etwas anderes bedeutet als für TouristInnen. Ken
Lum hat aufgrund dieser Vieldeutigkeit des Wortes "home" im Englischen
auf eine deutsche Übersetzung verzichtet.
Alle
drei Sujets sind am Adolf-Pichler-Platz und am Fürstenweg
(Zufahrt Flughafen aus Ri. Zentrum) plakatiert, an vier Stellen im
Zentrum von Innsbruck sind die Plakate einzeln affichert.
48
Bogen-Plakat
Fürstenweg
Adolf-Pichler-Platz
16 Bogen-Plakat
DEZ
Exlgasse
Fürstenweg
Das
Projekt findet in Kooperation mit der Kanadischen Botschaft Wien und
der Liga für Menschenrechte statt.
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Ken
Lum
geboren 1956 in Vancouver, Kanada.
Abschluß in Biochemie an der Simon Fracer
Universität in Vancouver. Vorstandsmitglied der Annie Wong Art
Foundation (Hong Kong); publizierte verschiedene Aufsätze und
Rezensionen in NKA :The Journal of Contemporary African Art; Art
Margins; Canadian Art; Art & Text; Art & Collections;
La Pala (Mexico City); China Art (Taiwan). Gastprofessor an: Akademie
der Bildenden Kunst, München, Sommer 1992; Ècole
des Beaux Arts, Paris 1995-97; Ècole d'Arts Plastiques,
Martinique, Sommer 1997; China Art Academy, Hangzhou, China,
Frühling 2000.
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There is no place like home
Die
Tatsache, dass meine Arbeit im öffentlichen Raum stattfindet,
bedeutet, dass mein Konzept auf die Belesenheit des Publikums in eben
diesem Raum eingehen musste. Damit meine ich die Ansammlung von Zeichen
und Symbolen, die den öffentlichen Raum und damit die
Aufmerksamkeit des Publikums in Beschlag nehmen. Die Leute sind sehr
belesen in Bezug auf Werbeformen wie Plakatwänden und Poster,
auch wenn sie unterschiedlich auf die verschiedenen Werbungen
reagieren. Der Punkt für mich war, dass das Projekt genau
dieses Wissen der Menschen anerkennen musste, wo es um den
öffentlichen Raum geht, der stark durch private und
kommerzielle Interessen definiert ist. Insofern bietet die Plakatwand
dieser Arbeit die entsprechende Möglichkeit sich direkt
mitzuteilen und größere Verbreitung zu finden.
Eine
zweite Überlegung bezieht sich auf das Problem, wie man eine
künstlerische Aussage einfügt in die Kakophonie, die
die Erfahrung des zeitgenössischen Stadtraumes
ausfüllt. Wenn sich wirklich, wie Foucault behauptet,
Herrschaft in alle Systeme der Produktion und Kommunikation
drängt ebenso wie in die Sprache, dann war mir klar, dass mein
Projekt letztlich versuchen müsste, den öffentlichen
Raum so aufzumachen, dass diese Herrschaft plötzlich mit einem
schiefen Blick gesehen werden konnte.
Damit
meine ich, dass die Arbeit einen Widerspruch auflösen sollte,
nämlich dass einerseits die Vertrautheit mit den Strukturen,
Codes und Botschaften von öffentlich postierten diskursiven
Transportmitteln anerkannt wird, und andererseits, dass eben die
kollektive Kultur auch anders artikuliert werden soll. Mit anderen
Worten, meine Idee müsste als Kunst registriert werden, gerade
wegen ihrer Ähnlichkeit zur "Nicht-Kunst" der Werbung.
Eine
dritte Überlegung hat mit dem Phänomen der
Globalisierung zu tun, das den Künstlern neue Strategien
abverlangt, wie in den sich ständig ändernden Feldern
von Rasse, Geschlecht und Klassendynamik mit der Bedeutung von "home"
("zu Hause / heim / Heim / Heimat"), Identität und
Zugehörigkeit umgegangen wird. Dieses Problem
beschränkt sich nicht auf Österreich trotz des
Beispiels der Freiheitlichen Partei. Ich wollte nicht, dass meine
Arbeit auf deutsch übersetzt wird. "Home" ist ein englisches
Wort, das eine Reihe von Bedeutungen haben kann; es ist eine Chiffre
für mögliche andere Bedeutungen, anders wie "Heimat"
oder "la maison". Tatsächlich eröffnet die
Vielwertigkeit des Wortes "home" eine teilweise amerikanische
Mobilität von Bedeutung. Der Begriff "home" ist dahin
gekommen, die Idee einer frei-fließenden und unsicheren
Sehnsucht nach einem Platz und einem Wohnsitz zu bezeichnen. Wenn der
Boden für Identität die stilisierte Wiederholung von
Handlungen innerhalb der Zeit ist, dann ist "home" der Ort für
solche wiederholbaren Akte. Die Inszenierung einer Ansammlung von
Bedeutungen wieder und wieder am selben Ort produziert einen Sinn von
"home". In unserem kybernetischen Zeitalter können solche
Wiederholungen als exklusive geistige Übungen erscheinen. Mit
anderen Worten: home kann einfach ein Geisteszustand sein.
Ken Lum |