Mats Hjelm
Trilogie: White Flight, Man to Man, Kap Atlantis

1. Februar 23. März 2003
 
 

Raum 3

 
 

Fotos: Rainer Iglar

>> Projektion White Flight


White Flight
, 1997

Geschichte und Erinnerung, kollektive und persönliche Erfahrungen vor dem Hintergrund verschiedener Vorstellungen von Männlichkeit, Macht und Gewalt sind zentrale Themen der Trilogie "White Flight" (1997), "Man to Man" (2000) und "Kap Atlantis" (2002). Der 1959 geborene schwedische Künstler verknüpft historisches Filmmaterial, das sein Vater, der Journalist Lars Hjelm, an verschiedenen politischen und kriegerischen Schauplätzen der Welt gedreht hat, mit eigenen Aufnahmen, die teils an denselben Orten und manchmal auch mit den Protagonisten von damals entstanden sind.

"White Flight", der erste Teil der Trilogie, erzählt die Geschichte der Black-Power-Bewegung in den USA. Der Film wurde in Detroit gedreht, einer Stadt, die während der Nachkriegszeit das Flaggschiff der amerikanischen Industrie und die Heimat einer erstarkten schwarzen Mittelklasse war. Während der späten 1960er Jahre wurde Detroit zum Schauplatz der schlimmsten Rassenunruhen in der Geschichte der Vereinigten Staaten weite Teile der Stadt wurden bei den gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Militär und schwarzer Bevölkerung zerstört. Der Umzug der weißen BewohnerInnen in die Vorstädte die titelgebende "weiße Flucht" ging Hand in Hand mit dem Verfall der Innenstadt.

1968 filmte Mats Hjelms Vater die Rassenunruhen und einige Protagonisten der Black-Power-Bewegung in Detroit. 30 Jahre später wiederholte Mats Hjelm diese Reise.
"White Flight" verknüpft Dokumentarmaterial aus den 1960ern mit neu gefilmtem Material. Entstanden ist dabei eine eindringliche Auseinandersetzung mit Detroit als Zentrum ethnischer und wirtschaftlicher Kontraste; der Film ist zugleich auch eine Annäherung an die Frage, wie das Vergangene in der Gegenwart weiterwirkt, wie das Vermächtnis einer Generation an die nächste weitergegeben wird oder möglicherweise auch verloren geht. So bemerkt einer der ehemaligen Anführer der Black-Panther-Bewegung in einer Szene: "Wir haben zwei Generationen von Schwarzen verloren". Zugleich ist "White Flight" auch Helms künstlerischer Abschied von seinem 1996 verstorbenen Vater.

"White Flight" ist eine verfeinerte Form des Dokumentarfilms, erweitert durch den Einsatz digitaler Technologie. In "White Flight" gibt es keinen bestimmten Anfang und kein bestimmtes Ende. Filmsequenzen laufen in zufälligen Bildschleifen nebeneinander und verbinden sich zu einer nicht-linearen Erzählung die formale Entsprechung zu der nicht-chronologischen Struktur von Erinnerung, ihren Bildern und Wirkungen. So betonte Hjelm in einem Interview: "Ich bin auf der Suche nach Wahrnehmungsstrukturen: Empfindungen, die in Dingen hervorgebracht werden. Etwas, das mich im Nachhinein beeinflusst, nicht als mögliches Diskussionsthema, sondern als Bild (...) die Grundlage und Bedingung für eine politische Position."

 
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