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"Le mie parole, e tu", 1974,
Georg Kargl, Wien
"Craniologia", 1973, Galleria Emi Fontana, Milano,
e Archivio Michelangelo Vasta, Firenze
"J", 1970, Galleria Emi
Fontana, Milano, e Archivio Michelangelo Vasta, Firenze
Fotos: Rainer Iglar
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In den 1970er Jahren entwickelte La Rocca ihre performativen Serien
mit Händen, insbesondere die Fotoserien "Le mie parole,
e tu?" (Meine Worte, und du?, 1971–72
und 1974) sowie das Video "Appendice per una supplica"
(Anhang zu einer flehentlichen Bitte, 1972).
La Rocca untersucht die Ausdruckssprache der
Hände, um diese zugleich in einen Sprachkontext zu setzen,
indem sie sie mit Wörtern beschriftet und deren Konturen handschriftlich
umrandet. Die Beschäftigung mit den Händen entspringt
dem Wunsch, eine andere Sprache der Kommunikation zu erschaffen,
in der der reale Körper, der gestische Ausdruck und die Schrift
in ein eigentümlich montiertes Verhältnis zueinander treten.
"Mehr als den eigenen Körper",
stellte Lara Vinca Masini 2001 in ihrem Essay "Per Ketty 25
anni dopo" fest, "hat Ketty La Rocca als Sprache ‚Gesten'
verwendet und Hände (zuerst die anderer, dann die eigenen)
als Ausdrucksmittel, als Alternative zur ‚gesprochenen' Sprache
eingesetzt, da diese durch unser konsumorientiertes System zu etwas
Überstrapaziertem, ja Abgedroschenem geworden ist. Damit wollte
sie deren Mehrdeutigkeit in den Vordergrund rücken und sich
eine freie, spontane, urtümliche Gestik zurückerobern."
Und sie fährt, in Bezug auf die Werkgruppe
der "Craniologie", der La Rocca Röntgenaufnahmen
ihres eigenen Körpers zugrunde legte, fort: "Damals drang
die ‚Geste' in ihre beunruhigenden, aufwühlenden Röngtenaufnahmen
eines Schädels ein, der von ihrem ‚you' (ihrem ‚Mantra',
wie Lea Vergine sagt) umrahmt und beinahe einverleibt wird. In diesen
Schädel setzte sie ihre Faust wie einen lebendigen, fleischigen
Fötus in einen knöchernen, kalten Schoß, der in
der Transparenz des Röngtenbildes einen unwirklichen Eindruck
erzeugt, in dieser Durchsichtigkeit, die schon seit der Neuauflage
ihres Buches In principio erat als Ausdruck der Leichtigkeit, aber
auch als Schleier über Bildern und Gesten eine ungeheure Anziehungskraft
auf sie ausgeübt hatte. Oder sie setzte ihren ausgestreckten
Finger ein, den sie in einer verzweifelten Anklage auf den Betrachter
richtet ... Hier zeigt sich auch der Grund für ihr Bedürfnis,
die eigene Identität zu bestätigen, nämlich die Angst
vor einem ‚vorgezeichneten' Leben, an das sie sich mit aller
Kraft hängt – nicht so
sehr um ihrer selbst willen, sondern um die Zeit zu haben, ihre
künstlerische Identität zur Gänze auszudrücken."
(Ausschnitt aus dem Text im Katalog zur Ausstellung)
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