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Carola Dertnig
4. Februar – 19. März 2006

 
 
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Love Age
Raum 1

Carola Dertnig, "Love-Age", Installation, Detail1999/2005

Carola Dertnig, "Love-Age", 1999, Installationsansicht Galerie im Taxispalais 2006. Foto: Rainer Iglar
 
Love-Age 1999
1 Video, 3 min., Musik: Barry White
10 C-Prints, 1999, 50 x 70 cm


Love-Age
ist die englische Bezeichnung für Liebstöckel, wobei das Maggigewürz der 1950er Jahre auch als Liebesgewürz Verwendung findet. Das Video handelt von Gabriele Dertnig, der Großmutter, die nach einer täglichen Dosis der TV-Soap „Reich und Schön“ im Altersheim von einem Treffen mit ihrem Liebhaber in einem Wald träumt. In der englischen Übersetzung erzählt die damals in New York lebende Enkelin den Traum ihrer Großmutter. In dieser Aneignung verklärt sich der wechselseitige Einfluss einer generationenübergreifenden Beziehung zweier Frauen mit jenem der Medien, die ihrerseits eine Gesellschaft widerspiegeln, in der sexuelle Wünsche älterer Menschen unterdrückt und tabuisiert werden.


Eine dazu gehörige Fotoserie verknüpft das Vergangene mit dem Heute: Die seit den 1950er Jahren fast unveränderten Räume der ehemaligen Frühstückspension der Großmutter – die als selbständige Unternehmerin einen wichtigen Aspekt des alpinen Nachkriegstourismus repräsentierte – stellen zugleich Bruchstellen des Privaten wie auch des touristisch Öffentlichen dar.
„Gabriele Dertnig und ihre Kinder mussten aus den ihnen zugedachten Schlaf- und Kinderzimmern ausziehen, um diese bei Bedarf den Gästen zur Verfügung stellen zu können. Auch Wohnzimmer und Küche musste die Familie mit ihren Gästen teilen. Es dauerte bis in die 1970er Jahre, dass ein Zubau als Frühstücks- und Aufenthaltsraum errichtet wurde, sodass die ‚gute Stube’ tatsächlich wieder zum privaten Rückzugsraum, zur Hinterbühne des Dienstleistungsalltages, werden konnte. Bis 1993 wurde das kleine Häuschen von der mittlerweile 83-jährigen Frau ganz alleine als Pension geführt, dann war die Wirtin für die ‚Hospitalisierungstätigkeit’ an Anderen zu betagt – ebenso wie ihre Stammgäste für eine jährliche Individualreise nach Tirol. Die Schließung der Pension deckt sich signifikant mit einer anhaltenden Strukturkrise im alpinen Tourismus.
Die alpinen Betriebe wurden nun nicht mehr wie selbstverständlich von ihren Stammgästen selbsttätig angefragt, sie mussten ihre Attraktionen aktiv auf einem ‚global’ umkämpften Markt anbieten. Seit den 1980er Jahren gerieten sie zunehmend mit anderen Destinationen in Konkurrenz, an denen sich die Dienstleistungen bei weitem besser rationalisieren ließen. Vor allem die kleinsten Betriebe fielen diesem Strukturwandel zuerst zum Opfer.“
 
(Michael Zinganel, Auszüge aus dem Text Frühstückspension Dertnig. Performanzstrategien in alpinen Bühnenlandschaften, erscheint im Katalog zur Ausstellung Carola Dertnig)
 
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at