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Metanoia
ist ein Begriff, der das künstlerische Denken und Handeln von
VALIE EXPORT seit Anbeginn bestimmt: Ein radikales Um- und
Andersdenken, das sich gegen die Konventionen der
Repräsentationssysteme selbst richtet, um zu untersuchen, wie
diese funktionieren und welche ideologischen Inhalte damit
transportiert werden.
EXPORTS Kritik gilt einer normativen Vorstellung und Wahrnehmung von
"Wirklichkeit". Die "Wirklichkeit", der wir gegenüberstehen,
sagt sie, erfahren wir als grundsätzlich gespalten und
fragmentiert, als etwas immer bereits Vermitteltes, sei es durch das
Wort oder das Bild.
Die
Bezeichnung "Medienkünstlerin", die sich EXPORT vor mehr als
30 Jahren gab, hatte diese Fragen im Blickfeld. Daher bilden in ihrem
Werk die Fotografie, der Film, das Video, akustische, sprachliche sowie
digitale Medien und andere Apparaturen nicht allein die Mittel zur
künstlerischen Produktion als vielmehr auch den Gegenstand
ihres konzeptuellen Ansatzes. In diesem Sinn sind EXPORTs Arbeiten
selbstreferentiell und medienkritisch.
EXPORT verbindet ihre medialen Analysen jedoch mit gesellschaftlichen
Themen, mit Fragen nach sozialen Kodierungen und nach den Auswirkungen
von strukturellen Macht- und Gewaltsystemen.
EXPORTS
künstlerische Strategie ist daher auf die
Grenzüberschreitung zwischen den verschiedenen Medien und
Materialien, zwischen Ausdrucksformen und Genres ausgerichtet.
Sie führt in ihren Aktionen den realen Körper als
verletzbar, als manipulierbares Material vor, um zugleich in dessen
"Kurzschließung" mit der medialen Apparatur die symbolischen
und sozialen, jeweils auch gender-spezifischen
Zwangsstrukturen sichtbar zu machen.
Die
Ausstellung zeigt eine große Auswahl aus EXPORT bedeutendsten
Arbeiten: Frühe "Expanded Cinema"-Arbeiten, Aktionsfotografie
und -video, "Körperkonfigurationen", interaktive Arbeiten,
konzeptuelle Fotografie und konzeptuelles Video sowie eine Skulptur
(alle aus den 60er und 70er Jahren).
Dazu kommen jüngere und neueste Arbeiten: Eine Installation
mit Laser und Video-Projektionen ("Der Schrei", 1994), digitale
Fotografie und ein work-in-progress, mit dem Titel
"Violation-Schnitte-Beschneidung".
Im
Rahmen der Ausstellung wird ein Filmprogramm mit EXPORTs Spiel- und
Experimentalfilmen gezeigt (24.– 27.10.2000, Cinematograph)
Weiters
wird das Projekt
zum Thema "Wie mit 'Wahrheit' gelogen wird. Rechtspopulismus, mediale
Kritik und Politik" vorgestellt, das von VALIE EXPORT
anlässlich der Verleihung des Oskar Kokoschka-Preises im
Februar dieses Jahres initiiert wurde.
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