Martin Gostner
Seitlich aus der Requisite kommend / Coming Out Of The Props Sideways
1. Februar – 24. März 2002
 
 

Raum 3

 
 

Foto: Rainer Iglar

Promenade des Autrichiens, 2002
Über'm Pfandl
, 2002

Die Plakat-Fotoarbeit "Promenade des Autrichiens" und das dazugehörige Video "Über'm Pfandl" stehen unter dem Vorzeichen "Retrospektive / Rekapitulation".

Gostner setzt hier eine real-fiktive, politische Revue durch die Nachkriegsgeschichte Österreichs ins Bild, die ihre – auf ein aktuelles politisches Milieu bezogene – Zuspitzung in der Vandalisierung eines ärmlichen Zimmers (eines "Ausländers"?) findet, das über dem (erfundenen) Wiener Gasthaus "Kupferpfandl" liegt.

Für dieses fiktive Gasthaus rekonstruierte Gostner Plakate für eine Reihe von Veranstaltungen, die dort seit 1945 stattgefunden haben könnten. Die Plakate bringen die historischen Marksteine der 2. Republik auf den Punkt, transportieren österreichische Nachkriegsstimmung, nationale Sentimentalitäten und Ressentiments, parteipolitische, ideologische und zeitgeistige Bekenntnisse in Wort und Schrift in ihre jeweils lapidare und scheinbar glaubwürdige Form, deren geschichtliche Präzision und doppelbödige Ironie es fertig bringen, "heimatliche" Abgründe aufzureissen. Es geht um "die Rekapitulierung der Vergangenheit, um nicht vor der Gegenwart kapitulieren zu müssen" (Gostner).


Promenade des Autrichiens, 2002

"Genommen wird ein zeitgeschichtliches Ereignis, das die Seele von Herrn und Frau Österreicher erschütterte, sei es die Radioansprache des ersten Nachkriegskanzlers Leoplold Figl und seiner Pathosformel ‚Glaubt an dieses Östereich', sei es die Suspendierung des Alpin-Heros Karl Schranz von den Olympischen Spielen oder sei es der Nobelpreis für Konrad Lorenz. (...) Wichtig für die Auswahl ist das Brandmal nationaler Identifikation. Diese Ereignisse werden von Gostner sodann auf das Normalmaß der ‚Gasthaus Kupferpfandl'-Tauglichkeit gebracht, werden übersetzt auf Format und Information, wie sie Aushänge charakterisieren, und werden dabei vor allem mit viel Witz angereichert. Historische Zeit und die kleine Biografie der Kneipe korrespondieren. Das Geschehen hängt an der Nabelschnur des Gastronomischen."
(Rainer Metzger in Kunstforum, Bd.154)


Über'm Pfandl, 2002
Video, 20 min

"Dass die Gegenwart wenn schon nicht in der Pro-, so doch in der Retrospektion mitgemeint ist, macht Gostner unmissverständlich mit einer zusätzlich gebotenen Videovorführung. (...) Das Gasthaus hat ein ‚Darüber', einen ersten Stock und die Wohnung, die sich hier befindet. Gäste des ‚Kupferpfandl', so zeigt es das Video, beschließen, dieser Wohnung einen Besuch abzustatten, einen Besuch, der erst beendet ist, wenn man alles kurz und klein geschlagen hat."
(Rainer Metzger in Kunstforum, Bd.154)

 
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