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Foto: Rainer Iglar
Promenade des Autrichiens, 2002
Über'm Pfandl, 2002
Die Plakat-Fotoarbeit "Promenade des Autrichiens"
und das dazugehörige Video "Über'm Pfandl" stehen unter dem Vorzeichen "Retrospektive
/ Rekapitulation".
Gostner setzt hier eine real-fiktive, politische
Revue durch die Nachkriegsgeschichte Österreichs ins Bild,
die ihre – auf ein aktuelles politisches Milieu bezogene – Zuspitzung
in der Vandalisierung eines ärmlichen Zimmers (eines "Ausländers"?)
findet, das über dem (erfundenen) Wiener Gasthaus "Kupferpfandl"
liegt.
Für dieses fiktive Gasthaus rekonstruierte
Gostner Plakate für eine Reihe von Veranstaltungen, die dort
seit 1945 stattgefunden haben könnten. Die Plakate bringen
die historischen Marksteine der 2. Republik auf den Punkt, transportieren
österreichische Nachkriegsstimmung, nationale Sentimentalitäten
und Ressentiments, parteipolitische, ideologische und zeitgeistige
Bekenntnisse in Wort und Schrift in ihre jeweils lapidare und scheinbar
glaubwürdige Form, deren geschichtliche Präzision und
doppelbödige Ironie es fertig bringen, "heimatliche"
Abgründe aufzureissen. Es geht um "die Rekapitulierung
der Vergangenheit, um nicht vor der Gegenwart kapitulieren zu müssen"
(Gostner).
Promenade des Autrichiens, 2002
"Genommen wird ein zeitgeschichtliches
Ereignis, das die Seele von Herrn und Frau Österreicher erschütterte,
sei es die Radioansprache des ersten Nachkriegskanzlers Leoplold
Figl und seiner Pathosformel ‚Glaubt an dieses Östereich',
sei es die Suspendierung des Alpin-Heros Karl Schranz von den Olympischen
Spielen oder sei es der Nobelpreis für Konrad Lorenz. (...)
Wichtig für die Auswahl ist das Brandmal nationaler Identifikation.
Diese Ereignisse werden von Gostner sodann auf das Normalmaß
der ‚Gasthaus Kupferpfandl'-Tauglichkeit gebracht, werden übersetzt
auf Format und Information, wie sie Aushänge charakterisieren,
und werden dabei vor allem mit viel Witz angereichert. Historische
Zeit und die kleine Biografie der Kneipe korrespondieren. Das Geschehen
hängt an der Nabelschnur des Gastronomischen."
(Rainer Metzger in Kunstforum, Bd.154)
Über'm Pfandl, 2002
Video, 20 min
"Dass die Gegenwart wenn schon nicht in
der Pro-, so doch in der Retrospektion mitgemeint ist, macht Gostner
unmissverständlich mit einer zusätzlich gebotenen Videovorführung.
(...) Das Gasthaus hat ein ‚Darüber', einen ersten Stock
und die Wohnung, die sich hier befindet. Gäste des ‚Kupferpfandl',
so zeigt es das Video, beschließen, dieser Wohnung einen Besuch
abzustatten, einen Besuch, der erst beendet ist, wenn man alles
kurz und klein geschlagen hat."
(Rainer Metzger in Kunstforum, Bd.154)
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