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Foto: Rainer Iglar |
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dicke Aura Heimat, 2001
Die Arbeit "dicke Aura Heimat" (Schlagwort:
"Prägung / Heimat") komprimiert ein Stück typisch
österreichischer gastronomischer Einrichtungskultur, mit dem
ebenso typischen Gericht, das darauf verzehrt wird: Ein einfacher
Wirtshaustisch und zwei dazugehörige Bänke wurden von
Gostner mit Panier, der gebackenen Kruste aus Mehl, Eiern und Bröseln
überzogen, für die das Wiener Schnitzel berühmt ist.
"Ebenso wenig wie die klassische
Avantgarde, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte, die Kunst auf
‚ein letztes Bild' zu reduzieren, ihre Aura verlor, verlor sie
die multiple Massenkunst. Wir wissen heute, dass Reproduktionen seit
Beginn des Devotionalienkultes bis hin zu McDonald's nichts an ihrer
Aura eingebüßt haben, denn ‚eine Aura erhält ein
Ding erst dadurch, dass es in der Weise und mit jener Erwartungshaltung
betrachtet wird, welche vom Ding eine Auratisierung fordert oder ihm
zuordnen will.' (Martin Gostner)
Gostner erkennt Aura als ‚unser eigenes, materialisiertes Echo,
das uns in jener Gestalt erreicht, durch die es uns die Form des
Dings zurückwirft'. In diesem Fall ist es das Echo der Heimat.
Mit dem aufgeladenen Titel "dicke Aura Heimat", mit dem
das Überladene, Schwerfällige und Aufdringliche dieses
Begriffes bezeichnet wird und gleichzeitig das Ambivalente, die
Ironie und der Humor erhalten bleiben, befreit Gostner die Arbeit
von überladener Bedeutungsschwere und forciert eine vielschichtige,
sowohl die Gesellschaftsordnung als auch die private Sphäre
betreffende, Rezeption."
(Elisabeth Fiedler, Katalog Martin Gostner "All I See I Cover",
Neue Galerie Graz, 2001)
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