Janet Cardiff & George Bures Miller, "The Muriel
Lake Incident", 1999
Courtesy Galerie Barbara Weiss, Berlin, Luhring Augustine Gallery, New York
Foto: Rainer Iglar
Janet Cardiff & George Bures Miller (CAN)
The Muriel Lake Incident, 1999
Multimedia-Installation mit Stereo-Ton
Modell
1 DVD (8 min)
Projektor
DVD-Player
3 Kopfhörer
Schauspieler: Jim Manis, George Bures Miller und Janet Cardiff
Courtesy Galerie Barbara Weiss, Berlin und Luhring Augustine
Gallery, New York
"The Muriel Lake Incident" ist ein Kinotheater
in verkleinertem Maßstab, in das maximal drei Personen
gleichzeitig hineinsehen können. Auf der "Leinwand"
des Minikinos läuft ein Film, Sequenzen, die aus verschiedenen
Filmen stammen könnten: eine Autofahrt, ein Mann im Bett,
eine wie in Trance tanzende Frau, ein Cowboy am Lagerfeuer,
ein Mann im Wald. Über Kopfhörer hört man jedoch
nicht nur den zu den Filmsequenzen gehörenden Ton, sondern
auch das, was sich scheinbar im Kinosaal selbst abspielt.
Ein Frau flüstert mit ihrem Sitznachbarn, am Schluss
bricht eine Panik aus, die Menschen flüchten aus dem
Saal.
Das Sound-System, das Cardiff & Miller hier mit digitalen
Mitteln entwickelt haben, ist - dem Dolby-Ton im Kino vergleichbar
- so gesteuert, dass das Publikum den Eindruck erhält,
der Ton komme sowohl aus dem Filmtheater als auch aus dem
Ausstellungsraum selbst. Die Illusion ist so perfekt, dass
man an der eigenen Wahnehmung zu zweifeln beginnt.
Cardiff & Miller verwandeln durch den Bruch mit dem Maßstab
die Menschen, die dieses Kino besuchen, in Swift'sche Riesen,
die sich hier durch die Soundeffekte noch verstärkt an
der Nahtstelle zwischen Illusions- und Realraum wieder finden.
An Stelle der gewohnten Geborgenheit des Kinosaales gibt es
ein ausgesetzt Sein, sowohl gegenüber dem Außen,
in der Position des Gesehen-Werdens als auch gegenüber
dem Innen, in der Position des Beobachters. Genau hier etabliert
sich die nicht auslotbare Grenze zwischen dem Privaten und
dem Öffentlichen, deren Sphären sich ineinander
schieben und jede Annäherung wie auch Distanzierung schwierig
machen.
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