Mehrfach belichtet / Multiple Exposure
22. November 2003 – 11. Januar 2004
 
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Matti Braun, "La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell", 2002, Installationsansicht, Courtesy BQ, Köln. Foto: Rainer Iglar

Matti Braun, "La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell", 2002, DVD, Standbild, Courtesy BQ, Köln. Foto: Rainer Iglar

 

Matti Braun (D)
La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell
, 2002
DVD, Ton, Farbe, 9 Min.
Sprecher: Hans Stuifbergen
Grafik: Janina Kossmann
Animation: Yvette Klein
Produktion: Jan Höhe

Matti Brauns neunminütiges Video "La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell" zeigt Dokumente aus dem Leben des 1862 in St. Vith an der deutsch-belgischen Grenze geborenen Silvio Gesell. Bekannt wurde dieser durch seine Anfang des 20. Jahrhunderts formulierten Währungstheorien, insbesondere die Idee des so genannten "Freigeldes", das während der Weltwirtschaftskrise 1932 u. a. in Wörgl in Tirol eingeführt wurde und vorübergehend zu einer Verringerung der dortigen Arbeitslosigkeit führte. Schon 1933 wurde dort das Freigeld, eine sich mit der Zeit selbst entwertende Währung, die die kapitalistische Akkumulation unrentabel macht, jedoch wieder verboten.
Brauns Annäherung an Gesell verkettet dokumentarische Fotografien aus dessen Leben sie zeigen die Titelblätter der Schriften Gesells, Porträts, Ansichten seiner verschiedenen Wohnhäuser und deren Umgebung mit bewegten Diagrammen. Seine Vorgehensweise betont, nicht zuletzt auch durch den in der Kunstsprache Ido gesprochenen Kommentar aus dem Off, vor allem die Interpretationslücken und Auslassungen, die eine solche Rekonstruktion möglicherweise impliziert. So kommt dem aus dem Esperanto entwickelten Ido, dessen ursprüngliches Ziel es war, die internationale Verständigung zu erleichtern, in Brauns Video die paradoxe Wirkung zu, das Verstehen der meisten BetrachterInnen eher zu verzögern als zu erleichtern.
Brauns Video, das die Dialektik von fotografischem Stillstand und der Verknüpfung von Einzelbildern zu filmischer Bewegung in Szene setzt, kann auch als Reflexion darüber gedeutet werden, anhand welcher Dokumente Vergangenes erinnert und aufgerufen wird und welche Projektionen und Bedeutungsverschiebungen damit möglicherweise verbunden sind. Nochmals um einen Aspekt erweitert wird Matti Brauns Auseinandersetzung mit solchen "kulturelle Missverständnissen" durch seine Offset-Drucke von Tuschezeichnungen des japanischen Malers Tetsugoro Yorozu ("Bauer in der Herbstlandschaft", "Frau mit Sonnenschirm", "Pinienwald", "Heimweg", alle 2002). Auch bei Yorozu, der Anfang des 20. Jahrhunderts dem Vorbild der westlichen Avantgarden folgte, stellt sich die Frage nach der Übertragung und Adaption verschiedener Bildtraditionen und Kulturen.

Courtesy BQ, Köln

 
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