Matti Braun,
"La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell", 2002, Installationsansicht,
Courtesy BQ, Köln. Foto: Rainer Iglar
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Matti Braun, "La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell",
2002, DVD, Standbild, Courtesy BQ, Köln. Foto: Rainer Iglar |
Matti Braun (D)
La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell, 2002
DVD, Ton, Farbe, 9 Min.
Sprecher: Hans Stuifbergen
Grafik: Janina Kossmann
Animation: Yvette Klein
Produktion: Jan Höhe
Matti Brauns neunminütiges Video
"La Pekuniala Teorio di Silvio Gesell" zeigt Dokumente
aus dem Leben des 1862 in St. Vith an der deutsch-belgischen
Grenze geborenen Silvio Gesell. Bekannt wurde dieser durch
seine Anfang des 20. Jahrhunderts formulierten Währungstheorien,
insbesondere die Idee des so genannten "Freigeldes",
das während der Weltwirtschaftskrise 1932 u. a. in Wörgl
in Tirol eingeführt wurde und vorübergehend zu einer
Verringerung der dortigen Arbeitslosigkeit führte. Schon
1933 wurde dort das Freigeld, eine sich mit der Zeit selbst
entwertende Währung, die die kapitalistische Akkumulation
unrentabel macht, jedoch wieder verboten.
Brauns Annäherung an Gesell verkettet dokumentarische
Fotografien aus dessen Leben –
sie zeigen die Titelblätter der Schriften Gesells, Porträts,
Ansichten seiner verschiedenen Wohnhäuser und deren Umgebung
– mit bewegten Diagrammen.
Seine Vorgehensweise betont, nicht zuletzt auch durch den
in der Kunstsprache Ido gesprochenen Kommentar aus dem Off,
vor allem die Interpretationslücken und Auslassungen,
die eine solche Rekonstruktion möglicherweise impliziert.
So kommt dem aus dem Esperanto entwickelten Ido, dessen ursprüngliches
Ziel es war, die internationale Verständigung zu erleichtern,
in Brauns Video die paradoxe Wirkung zu, das Verstehen der
meisten BetrachterInnen eher zu verzögern als zu erleichtern.
Brauns Video, das die Dialektik von fotografischem Stillstand
und der Verknüpfung von Einzelbildern zu filmischer Bewegung
in Szene setzt, kann auch als Reflexion darüber gedeutet
werden, anhand welcher Dokumente Vergangenes erinnert und
aufgerufen wird und welche Projektionen und Bedeutungsverschiebungen
damit möglicherweise verbunden sind. Nochmals um einen
Aspekt erweitert wird Matti Brauns Auseinandersetzung mit
solchen "kulturelle Missverständnissen" durch
seine Offset-Drucke von Tuschezeichnungen des japanischen
Malers Tetsugoro Yorozu ("Bauer in der Herbstlandschaft",
"Frau mit Sonnenschirm", "Pinienwald",
"Heimweg", alle 2002). Auch bei Yorozu, der Anfang
des 20. Jahrhunderts dem Vorbild der westlichen Avantgarden
folgte, stellt sich die Frage nach der Übertragung und
Adaption verschiedener Bildtraditionen und Kulturen.
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