Michaela Melián
Panorama

1. Februar – 23. März 2003
 
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Michaela Melián, "Panorama", 2002

 
  Eröffnung
Freitag, 31. Januar 2003, 19 Uhr

Eröffnung durch Dr. Christoph Mader, Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Kultur
Zur Ausstellung spricht Florian Pumhösl, Künstler
 
 

Michaela Melián hat ihre Arbeit "Panorama" speziell für die Halle im Untergeschoss der Galerie im Taxispalais konzipiert. Den Ausgangspunkt dafür bildet das so genannte Riesenrundgemälde in Innsbruck, eines der letzten existierenden Panoramabilder des 19. Jahrhunderts. Gemalt wurde es 1896 von dem Münchner Panoramamaler Michael Zeno Diemer. In einem frappanten Landschaftsillusionismus stellt es die am 13. August 1809 von den Tirolern gegen die Franzosen und Bayern geführte Schlacht am Bergisel dar, die sich vor der Kulisse des Inntales und der Stadt Innsbruck abspielte. Das Riesenrundgemälde ist seit seiner Eröffnung eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten von Innsbruck. "Panoramen haben ihren Reiz. Er liegt in der Mischung von Starrheit und vorgetäuschter Bewegung, von illusionärer Weite und tatsächlicher Enge." (Alfred Polgar, Panorama, in: Die Weltbühne, 1918).

Melián nimmt die Idee des Rundbildes für ihre Installation auf; die Bilder, die sie in ihrem Panorama zeigt, stammen jedoch aus der Gegenwart. Die Künstlerin hatte die Motive im Laufe einer Autofahrt von Bayern nach Innsbruck und in Innsbruck selbst mit der Kamera aufgenommen, um diese fotografischen Bilder dann in weiteren Schritten zu transformieren. Ihr Thema sind im weitesten Sinn die Geschichte und die Geschichtsschreibung der Landschaft, der Berge, der Straßen, der Gebäude und deren BewohnerInnen.

Meliáns Panorama besteht aus einer mit Leinwand bespannten zylindrischen Form von sechs Metern Durchmesser, gleichsam die abstrahierte Abwandlung eines Rundbildes, welche Melián in der mit Glas überdachten Halle der Galerie platziert. Vom Mittelpunkt dieses an ein Stroboskop (eine Vorform des Films) erinnernden "Panoramas" aus werden in einer fortlaufenden, der Kreisform folgenden Bewegung Diapositive von Zeichnungen projiziert. Die auf Dias übertragenen Zeichnungen wurden nach den Fotovorlagen angefertigt, sind jedoch nicht konventionell ausgeführt, sondern maschinell genäht. Ein durchgehender Faden umläuft die Silhouetten von Bergen, Straßen, Bäumen, Gebäuden und Möbeln. Mittels Überblendungstechnik folgt ein projiziertes Bild auf das nächste, wodurch das Publikum selbst – innerhalb wie außerhalb des Zylinders – in die Bewegung miteinbezogen wird. Meliáns Panorama ist somit dynamisch. Es bietet dem Publikum keine perspektivische Rundschau, sondern bewirkt durch die wandernden Projektionen eine Vernetzung von Geschichte und Topografie.

"Aus der Perspektive eines popkulturellen Selbstverständnisses, das Musik, Bildkultur und Kunst in einer Praxis verbindet, konstruiert Michaela Melián mit alltäglichen und allgemein bekannten Materialien ein haptisches wie konzeptuell analytisches Werk. ›Weiche‹ oder ›flüssige‹ Bilder mit Claes Oldenburgschen Formprinzipien werden mit aktuellen kritischen Methoden der Ortsspezifik und Kontextanalyse kombiniert, festgeschriebene Lesbarkeiten von Gegenständen, Symbolen und Geschichte unterlaufen." (Dirk Snauwaert in: Ausst.-Kat., Kunsthalle Bremen 2001)

Michaela Melián lebt in Bayern und ist Mitglied der Band FSK.

Dank an

 
 

Vortrag
Jochen Bonz, Der rote und der seidene Faden. Dekonstruktivistische und konstruktivistische Aspekte der Installationen von Michaela Melián
Freitag, 21. Februar 2003, 19 Uhr

Anschließend:
House Extravaganza, Diskjockey: Thomas Meinecke

Jochen Bonz, 1969 in Stuttgart geboren, ist Kulturwissenschaftler an der Universität Bremen und Autor von Meinecke, Mayer, Musik erzählt (1998); Herausgeber von Sound Signatures. Pop-Splitter (2001) und Popkulturtheorie (2002).
"Jochen Bonz' Publikationen ergeben das Bild eines vielseitigen und gründlichen Denkers."
"Es verdient Respekt, wie er ... unbeirrt und unaufgeregt seinen Traum von der Poptheorie verfolgt." (Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung Nr. 32)
Thomas Meinecke, 1955 in Hamburg geboren, gründete in den 70er-Jahren die Zeitschrift Mode und Verzweiflung, 1978 zusammen mit anderen die Kultband Freiwillige Selbstkontrolle, FSK. Er ist Autor von Tomboy (1998) und Hellblau (2001).

 
 

Gespräch
re:control. Verdachtsfall #1: Mit Sicherheit.
Freitag, 7. März 2003, 20.00 Uhr

Statements und Gespräche mit dem ehemaligen Spex-Redakteur Mark Terkessidis – auch bekannt durch sein neuestes Buch »Entsichert. Krieg als Massenkultur im 21. Jahrhundert«. Die erste Veranstaltung der re:control-Reihe von kuugel widmet sich dem Sicherheitsdiskurs und erkundet, inwieweit Überwachung und eine Kultur der Angst miteinander verschränkt sind.

Gefördert durch das Land Tirol im Rahmen von TKI-Open und die ÖH Innsbruck.

Mark Terkessidis lebt und arbeitet als Diplompsychologe und freier Autor (u.a. für Texte zur Kunst, Freitag, taz und die Jungle World) in Köln, war von 1992 bis 1994 Redakteur der Zeitschrift Spex und gründete 2000 gemeinsam mit Tom Holert das Institute for Studies in Visual Culture. Er publizierte v.a. im Bereich "Cultural Studies/Populärkulturforschung", sowie zum Themenkomplex "Migration, Rassismus und Neue Rechte".

 
 

Buchpräsentation
Georg Decristel: weg bewegen. moving away
Dienstag 11. März 2003, 19 Uhr

Es spricht Heidi Grundmann (ORF-Kunstradio)

Georg Decristel (1937-1997), Künstler und Autor, hat mit seiner phonetischen Poesie, seinen Wandelmaultrommeleien und Strolling Performances in ganz Europa und den USA, mit akustischen, grafischen und konzeptuellen Arbeiten, experimentellen Texten, Textobjekten und Partituren ein umfangreiches Werk geschaffen, von dem bislang jedoch nur ein verschwindend kleiner Teil veröffentlicht ist. weg bewegen. moving away, bestehend aus einem Buch und einer beigefügten CD, soll einen Einblick in wesentliche Aspekte des vielschichtigen Werks von Georg Decristel geben.
Die Zusammenstellung von Originalarbeiten wird durch eine Biografie und ein Werkverzeichnis ergänzt.

Georg Decristel
weg bewegen. moving away
160 Seiten, teilw. vierfärbig und Duplexdruck, CD
ca. Euro 25,00/sfr 43,00
ISBN 3-7082-3118-X
Mit Textbeiträgen von Heinz Gappmayr, Heidi Grundmann, Bodo Hell, Friederike Mayröcker, Rosa Pock-Artmann, Ernst Trawöger und Liesl Ujvary, und einem Interview von Eva Schmidt mit dem Performance-Künstler Terry Fox.

 
 

Katalog
Michaela Melián
TRIANGEL
Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais / Bettina von Dziembowski, Stiftung & Kunstverein Springhornhof, Nicolaus Schafhausen
Beiträge von Heike Ander, Jochen Bonz, Silvia Eiblmayr, Sabine Himmelsbach, Didi Neidhart, Dirk Snauwaert, Frank Wagner (dt./engl.)
Verlag Lukas & Sternberg, Berlin / New York 2003
144 Seiten, 138 Abb.
Preis € 19.-
ISBN 0-9726806-2-4

Vortrag
Isabelle Graw, Kunstkritik als Disziplin. Über redaktionelle Kriterien und institutionelle Machtbeziehungen

Samstag, 22. März 2003, 18 Uhr

Katalogpräsentation Mats Hjelm und Michaela Melián anschließend.

Isabelle Graw ist Kunstkritikerin (Texte zur Kunst) und Professorin für Kunsttheorie an der Städelschule in Frankfurt/Main.

 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
T +43/512/508-3172, -3173 F 508-3175 taxis.galerie@tirol.gv.at