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Erzèn Shkololli, "Bed",
1999. Foto: Rainer Iglar
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Erzèn Shkololli
Bed, 1999
handgearbeitete Bettdecken und Polster, 2 Matratzen, 90 x 190 cm,
Höhe 50 cm
"Bed" von Erzèn Shkololli verknüpft die muslimische
Kultur des Kosovo mit seiner Obsession
vom Tod, die ihren realen Bezug in dem Kosovo-Krieg 1998/99 hat,
der Shkololli und seine Familie direkt bedroht hat. Besonders gefährdet
waren junge Männer, Shkololli war damals 22 Jahre alt.
Das Bett ist ein Totenbett, auf dem in kosovarischer Tradition die
Toten aufgebahrt und rituell verabschiedet werden. Je jünger
der Mensch ist, der starb, desto wertvoller und reicher verziert
ist das Totenbett, je älter der Mensch ist, desto einfacher
ist es gestaltet.
Die Decken und Überwürfe stammen aus
dem Familienbesitz von Erzèn Shkololli und wurden von den
Frauen der Familie selbst gestickt und genäht. Sie wurden von
den Müttern an die Töchter und Schwiegertöchter weitergereicht.
In dem kunstvollen Arrangement treffen demnach Generationen verschiedener
Stoffe und Decken aufeinander; Bed wird somit auch zum Bild einer
Familiengeschichte, das zugleich eine Metapher für Vergänglichkeit
und Kontinuität ist.
Shkololli stellt das Bett wie eine altarartige
Erscheinung mitten in den Raum. Aufgeladen durch die jüngsten
historischen Geschehnisse im Kosovo wird Bed zu einer Allegorie
des Todes, die zugleich auf den Frieden verweist. Shkololli hat
es auch als Hommage an jene geschaffen, die im Krieg umgekommen
sind und ohne Begräbniszeremonie und oftmals an unbekannten
Orten begraben wurden.
Courtesy: Erzèn Shkololli
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