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Kateřina Šedá
24. November 2007 – 20. Jänner 2008

 
 
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Katerina Seda Katerina Seda

Kateřina Šedá, Je to jedno (Es ist alles egal), 2005. Courtesy Franco Soffiantino Arte Contemporanea, Turin. Foto: Rainer Iglar

Kateřina Šedá, Je to jedno (Es ist alles egal), 2005. Courtesy Franco Soffiantino Arte Contemporanea, Turin. Foto: Rainer Iglar
 
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Kateřina Šedá, Je to jedno (Es ist alles egal) - Zeichnungen der Großmutter, 2005. Courtesy Franco Soffiantino Arte Contemporanea, Turin. Foto: Rainer Iglar

Kateřina Šedá, 1x demně před jídlem (1x täglich vor dem Essen), 2007. Courtesy Franco Soffiantino Arte Contemporanea, Turin. Foto: Rainer Iglar
 
Je to jedno / Es ist alles egal2005 – 2007
1x demně před jídlem / 1x täglich vor dem Essen, 2006 – 2007


Meine Oma Jana (1930-2007) wurde vor sieben Jahren zum Hauptproblem meiner Familie. Obwohl sie ihr Leben lang aktiv gewesen war, hatte sie beschlossen, mit dem Beginn ihrer Pension einfach nichts mehr zu tun. Der Haushalt, den sie gemeinsam mit meinem Opa führte, erlaubte ihr dies allerdings nicht in vollem Maße. Als er starb, traf sie das schwer, aber gleichzeitig war es ein Vorwand, das sprichwörtliche Nichtstun in die Tat umzusetzen. Und ihren Plan setzte sie tatsächlich mit unglaublicher Sorgfalt um. Einige Jahre habe ich sie weder auf einem Spaziergang noch in einem Geschäft gesehen, sie hörte auf zu kochen und zu putzen, und am meisten hing sie am Fernsehen und ihrem Hund – die beiden hielten ihr nämlich angeblich nie etwas vor. Und obwohl sie eigentlich selbstständig war, zwang sie meine Eltern mit ihrer Faulheit dazu, dass diese für sie wirklich alles machen mussten. Als es dann so weit ging, dass sie aufhörte auf unsere Fragen zu antworten, wurde mir bewusst, dass es nötig war, ein Programm für sie auszudenken, das sie wieder zu einem normalen Leben zurückbringen würde.

Der erste Versuch war mein Projekt „Es ist alles egal“ (2005-2007), das ich nach dem Satz benannte, den meine Oma am häufigsten benutzte. Bei einem gemeinsamen Gespräch fand ich heraus, dass sich meine Oma an alle Artikel aus dem Eisenwarenhandel (samt Preis) erinnerte, in dem sie 33 Jahre gearbeitet hatte. Ich schlug vor, dass sie versuchen sollte, sämtliches Werkzeug zu zeichnen und so wenigstens bildlich erneut in ihr Lieblingsgeschäft zurückzukehren. Oma ging auf meinen Gedanken wirklich ein, und nach einigen Monaten des Zeichnens hatten wir rund 200 Zeichnungen „auf Lager“. Schrittweise erfuhr ich, dass dieses Geschäft ein Großhandel mit verschiedensten Haushaltswaren war, und Oma erinnerte sich auch an Waren aus den Küchen-, Eisen- und Armaturenabteilungen. Daher konnte unser Projekt auch noch das gesamte folgende Jahr 2006 weitergehen.

Ungefähr im Frühjahr desselben Jahres bemerkte ich allerdings, dass das Zeichnen schon zu einem Stereotyp für Oma geworden war und es daher notwendig wurde, ihr neue Aufgaben zu stellen. So entstand eine Reihe von Übungen, die ich als passende Ergänzung zum Zeichnen zu konzipieren versuchte. „1x täglich vor dem Essen“ ist eine Serie von Fragebögen, die ich für Oma im Verlauf der Jahre 2006/2007 ausgearbeitet habe. Weil ich wollte, dass jeder von ihnen eine Überraschung für Oma sein sollte, bemühte ich mich, dass die Fragebögen nie aneinander anknüpften. Die einzelnen Fragen bildete ich nach dem einfachen Prinzip „was mir gerade einfällt“, und absichtlich stellte ich auch ganz unsinnige Fragen, damit sie Oma auffielen und zum Nachdenken zwangen. Ich ließ sie jeden Tag vor der Hauptmahlzeit einen der Fragebögen ausfüllen – vor allem zu dem Zweck, dass sie sich beim gemeinsamen Tischdecken schneller (oder vielmehr überhaupt) ins Gespräch einklinkte. Dank dieser einfachen Tätigkeit gelang es mir während dieses Jahres wirklich, Oma in die Gemeinschaft der Familie einzubeziehen und wichtige Zeit mit ihr zu verbringen.

Die letzten Fragebögen habe ich mit Oma im Jänner 2007 im Brünner Krankenhaus U milosrdných bratří (Zu den barmherzigen Brüdern) gemacht, wohin sie aufgrund ihrer Krankheit im November 2006 verlegt worden war. Gerade an ihnen ist meiner Meinung nach sichtbar, wie notwendig und wichtig es ist, mit einem nahe stehenden Menschen zu sprechen und ihn bis zum letzten Augenblick zu motivieren. Die Kraft und Dringlichkeit der Aussage, die sie enthalten, hat mich selber berührt und darin bestärkt, dass es trotz der Intimität dieses Projektes notwendig ist, es so vielen Menschen wie möglich zu zeigen.
Ich glaube, dass das Bild, das es in sich birgt, den Menschen helfen kann, einige Dinge in ihrem Umfeld anders und neu zu bewerten.

Die unausgefüllten Fragebögen, mit denen das Projekt endet, habe ich für Oma nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus vorbereitet. Sie blieben jedoch unausgefüllt, weil meine Großmutter Jana Šedá am 23. Jänner 2007 starb.

Kateřina Šedá
 
 
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