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Esther Stocker
7. April – 21. Mai 2006

 
 
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Esther Stocker
esther Stocker

Esther Stocker, Sehen als 1, 2000

Esther Stocker, Sehen als 5, 2001
 
Sehen als 1, 2000
s/w, ohne Ton, 0’ 30’’
Sehen als 5, 2001
Farbe, Ton, 0’ 31’’

2 Filme aus der 6-teiligen Serie Sehen als..., 2000/01
2 DVDs, 2 Beamer, 2 DVD-Player, Boxen


In ihrer Video-Serie „Sehen als“ führt Esther Stocker in den sehr kurzen und sich wiederholenden Sequenzen ihre analytische und zugleich experimentelle Arbeit zum komplexen Verhältnis zwischen Raum, Wahrnehmung und Körper fort. Ihr subtiles künstlerisches Konzept lässt sie genau dort sichtbar werden, wo sie Bezüge zu anderen Kunstwerken einbaut. Dies aber gerade deshalb, um an der Differenzierung zu diesen zu arbeiten:

Bei „Sehen als 1“ zitiert Stocker die berühmte Szene aus dem Film „Ein Andalusischer Hund“ (1929) von Luis Buñuel und Salvador Dalí, wo ein Rasiermesser das Auge einer Frau durchschneidet – nicht zuletzt eine Referenz auf das Medium Film selbst, den Schnitt. Esther Stocker setzt dieser Schockszene in „Sehen als 1“ einen irritierenden Akt entgegen: Es ist die Künstlerin selbst, die den „Angriff“ auf das eigene Auge vollzieht, aber nicht mit dem Messer, sondern mit dem Pinsel und nicht direkt auf das Auge, sondern auf die Kontaktlinse, die bemalt wird und unter den Pinselstrichen leicht verrutscht.

„Sehen als 5“ zeigt eine verknappte Szene, in der Stocker ebenfalls ihren Körper einsetzt.
In der Sequenz sehen wir einen schmalen, flachen Raumausschnitt von ca. 1 Meter Breite, durch den sich eine schwarz gekleidete Figur an der Wand entlang auf dem Bauch liegend durch den Raum schiebt. Die „Raumvermessung“ durch den Körper bildet einen wichtigen Aspekt der Body Art wie z.B. Bruce Naumans Performance „Wall − Floor Positions“ (1968), in der der Künstler über eine Stunde lang Boden und Wände mit seinem Körper „auslotete“. Esther Stocker nimmt in „Sehen als 5“ diesen raumgreifenden Gestus bewusst völlig zurück. Sie erlaubt uns auf Grund des schmalen Ausschnitts nur eine Andeutung von Körper und Raum zu sehen und belässt durch diese Nicht-Definition die Szene in einer beunruhigenden Unklarheit.
 
In diesen beiden minimalistischen Inszenierungen − genau so wie in ihrer Malerei und ihren Raumkonstruktionen − formuliert Stocker jene Differenz, die uns heute vom Pathos der Moderne und von der Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre trennt. Worum es ihr geht, sind die neuen und anderen Bedingungen von Zeichenproduktion und Wahrnehmung, die unsere visuellen Systeme mitbestimmen. Stocker reflektiert über das Sehen selbst, über die uns vielfach nicht bewussten Möglichkeiten der Täuschung oder Fehlsicht im scheinbar beherrschbaren Feld des Sehens.

 
 
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