There is no border

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There is no border, there is no border, there is no border,
no border, no border,  no border,
I wish*
1. September – 14. Oktober 2007
 
 
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Hatoum Leshem

Ján Mančuška, While I walked in my studio..., 2005, Courtesy Kontakt. Die Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe und Galerie Jan Mot; Mona Hatoum, Traffic, 2002, AP; Every Door a Wall, 2003; Projection, 2006, Courtesy of the artist. Foto: Rainer Iglar

Yaron Leshem, Köy / Village, 2004
Foto: Rainer Iglar
 
  Mona Hatoum

Die Performances, Videos, Skulpturen und Installationen von Mona Hatoum, die aus Palästina stammt und in London lebt, erzeugen unbehagliche Szenarien, die immer wieder die Selbstgefälligkeit eines westlichen Weltbildes reflektieren.

Projection
, 2006

Die Weltkarte von Arno Peters von 1974, bekannt als „Peters Map“, zeigt die Welt in flächengetreuer Projektion, d.h. in ihren wirklichen Proportionen, anstatt − aus der dominierenden Perspektive der nördlichen Halbkugel, − Westeuropa und Nordamerika vergrößert darzustellen. Mit Baumwolle auf handgeschöpftem Papier gestaltet Hatoum ein fragiles Bild der Welt.
Projection gibt das Bild einer Umkehrung von positiv-negativ, wobei die Kontinente nun wie Brüche oder Lücken erscheinen und wirken, als seien sie weggeätzt worden oder durch Korrosion verschwunden.

Traffic
, 2002, AP

Traffic besteht aus zwei alten Koffern, die durch dunkle Haarsträhnen verbunden sind. Das Haar scheint aus dem Inneren der Koffer hervorzuquellen, als ob deren Inhalt versehentlich herausgefallen wäre.
Die Arbeit deutet auf das beständige Auf und Ab menschlicher Migration und die Erfahrung von Exil und Entwurzelung, die Hatoums Arbeit charakterisiert.

Every Door a Wall
, 2003

Every Door a Wall ist ein Vorhang, der mit einem Zeitungsartikel bedruckt ist, der auf die Probleme an den mexikanischen Grenzen verweist – die längsten Grenzen zwischen Reichtum und Armut in der Welt und daher ein entscheidendes Gebiet, was illegale Migration betrifft.
 
  Ján Mančuška
While I walked in my studio in ISCP, 323 W 39th Street, # 811, New York
, 2005

Auf einem schwarzen, in weißer Schrift bedruckten Gummiband, das in Augehöhe im Raum installiert ist und „konkrete Grenzen“ quer durch den Ausstellungsraum zieht, beschreibt Ján Mančuška seinen Weg durch sein Atelier im ISCP (International Studio & Curatorial Program) in New York. Das Band ist 9 Meter lang und ca. auf die doppelte Länge gedehnt.

Der Text, den die BesucherInnen im Raum gehend mitverfolgen sollen, lautet in deutscher Übersetzung:

„Als ich den Raum von der Wand mit der Tür zur Wand mit dem Fenster durchquerte und auf den grauen Betonboden blickte zählte ich wie viele Schritte ich dabei zurücklegte und passierte einen schwarzen Lederfauteuil mit Holzfüßen in der Ecke des Raums zu meiner Linken und mehr der Wand mit der Tür zugewandt weiter in Richtung Fenster gehend näherte ich mich zunehmend der linken Wand wobei ich weiter auf den Boden blickte und versuchte die Anzahl der Schritte nicht zu vergessen und nicht auf den Spalt zwischen den etwa einen Meter großen Quadraten zu treten in die der Boden unterteilt ist der ziemlich glänzt als ob er kürzlich eingelassen worden wäre wiewohl mir dann einfiel dass ich eigentlich nicht weiß wie groß die Quadrate sind weil ich keine Vorstellung davon habe wie viel ein Zoll ist das Maß nach dem diese Quadrate angefertigt wurden und als ich die Wand mit dem Fenster erreichte sagte ich mir dass es wahrscheinlich besser wäre mich der rechten Wand zuzuwenden und am unter dem Fenster stehenden Tisch mit der grauen Tischplatte entlang weiterzugehen etwa in der Mitte der Stirnwand versuchte ich nicht mit dem roten Metallstuhl mit der Sitzfläche aus ebenfalls rotem Kunstleder zusammenzustoßen der seitlich neben dem Tisch gegenüber einem weiteren mehrfarbigen Metallstuhl mit Rattansitz und zerbrochener Rückenlehne steht auf dem ich nur sitze wenn ich Besuch habe und wenn ich den Punkt an der gegenüberliegenden Wand erreiche wo ein weiterer kleiner Tisch steht werde ich mich erneut umdrehen und diesmal auf den schwarzen Lederfauteuil zugehen den ich bereits passiert habe und damit fast in die Richtung von der ich ausgegangen bin nur ein bisschen weiter rechts sodass ich auf die zwei Drittel der Wand stoße die ursprünglich zu meiner Linken lagen und langsam darauf zuhaltend zählte ich ständig die Schritte und versuchte die Spalten zwischen den Quadraten zu vermeiden wobei meine Beine bereits an diesen Gehrhythmus gewohnt waren sodass ich mich nur auf das Zählen konzentrieren konnte und so wandte ich mich um und ging weiter auf die Wand zu die rechts an die Tür angrenzt die sich etwa ein Drittel der Wand näher an der linken Ecke des Raums befindet wo gegenüber dem Fauteuil ein hoher aber sehr schmaler Blechschrank mit fünf Regalen steht in dem ich hauptsächlich Papiere und einige Videobänder aufbewahre und kehrte an den Ort zurück von dem ich ausgegangen war und versuchte es noch einmal.“
 
  Yaron Leshem
Köy / Village
, 2004                    
CNN, 2004
Video, 5:40 min.                            

Ein großformatiger Leuchtkasten zeigt The Village, eine Fotografie von einem Ausbildungsdorf der Armee, das die Israeli Defence Force (IDF) gebaut hat, um Soldaten auf den Kampf in palästinensischen Dörfern vorzubereiten. Zur Erreichung einer panoramatischen Ansicht nahm Leshem mit einer Mittelformatkamera 50 Bilder auf, die er anschließend zusammenfügte. Ergebnis ist ein Print, der detailreich jedes Element dieser unheimlichen Konstruktion schildert.

The Village wurde im Maßstab eins zu eins errichtet und simuliert visuell wie materiell ein arabisches „Standard“-Dorf mit einem Querschnitt an Bautypen. Gleichwohl handelt es sich um einen funktions- und identitätslosen Prototyp, ist also in gewissem Umfang ein Phantasiegebilde der IDF, bis hin zu Trompe-l’œil-Wandgemälden von einem nargileh rauchenden Großvater und einem jungen Mann mit Rucksack, der durch eine enge Gasse rennt. Leshems Bild fängt die physische Realität dieses Dorfes ein, allerdings innerhalb eines befragenden Rahmens, der es repositioniert als Prospekt für seine eigene raison d’être und für die umfassendere Geschichte der israelischen Besetzung, die es darstellt.

Gemeinsam mit The Village ist Leshems CNN-Projekt ausgestellt, eine Reihe von Pseudo-Fernsehreportagen aus dem Irak während des zweiten Golfkriegs. Leshem imitiert das Erscheinungsbild eines „eingebetteten“ Reporters, der vorgeblich live berichtet, aber mit den alliierten Streitkräften zusammenarbeitet. In einer der Reportagen erscheinen die Straßen- und Hausattrappen von The Village als Schauplatz eines Massakers. Leshem beschreibt in seiner Rolle als Berichterstatter das Dorf als „verödet und vollkommen menschenleer“ und fügt damit eine weitere Realitäts- und Fiktionsebene hinzu, die erneut die Deutung der Medien und die Rezeption der Zuschauer in Frage stellt.

November Paynter, aus: Wanderland (Israel – Palestine), Katalog Museum Haus Lange, Krefeld, Bielefeld 2006.
 
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
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