Mehrfach belichtet / Multiple Exposure
22. November 2003 – 11. Januar 2004
 
  Raum 2
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Philipp Lachenmann, "Code Talker 1: James Peshlakai", 2001, DVD, Standbild, Courtesy Galerie Andreas Binder, München. Foto: Rainer Iglar

Philipp Lachenmann, "Code Talker", 2001, Installationsansicht, Courtesy Galerie Andreas Binder, München. Foto: Rainer Iglar

 

Philipp Lachenmann (D)
Code Talker
, 2001

"Code Talker" ist eine Video-Porträtserie, bei der ausgewählte Personen sich in ihrer Muttersprache (hier Dänisch bzw. Navajo) und in vorgegebenen (Film-)Settings zu Themen äußern, die sie betreffen. Wie beim Stummfilm geben Schrifttafeln Informationen zu Person und Thema. Die Erzählung selbst bleibt eingekapselt im fremdartigen Sprechen, die Aufmerksamkeit fällt nun auf sonst nebensächliche Kommunikationsebenen: die Gebärdensprache, die Hände, Haltung, Augen, Gesicht, die Tonalität des Sprechens.
Die Aufnahme-Settings sind eigens für das jeweilige Thema bzw. die Person gebaut oder speziell gewählt. So entsteht ein Geflecht von Erwartungshaltungen, Rollenadaption und Identitätsbefragung.
Wie der Titel "Code Talker" bereits andeutet, erscheint die gesprochene Sprache hierbei als eine mögliche Tarnung er bezieht sich auf eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte Geheim-Sprache der Navajos, die in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts in den Dienst der US-Army gestellt wurde.

Code Talker 1: James Peshlakai, 2001
("Medicine man & cultural leader of the Navajo names the spirits of life")

James Peshlakai ist Medizinmann der Navajo-Indianer in Arizona/New Mexico. Er benennt in seiner Muttersprache Navajo die spirituellen Kräfte des Lebens, wie sie aus der Tradition seines Stammes bzw. aus dem Weltverständnis der Indianer erwachsen sind.
Die Indianer besitzen keine schriftliche Geschichtstradition. Ihr Wissen und ihre Geschichte sind personengebunden, die Weitergabe an die nächste Generation erfolgt über Tänze, Gesänge und als Erzählung. Zu Beginn des Videos singt Peshlakai, da bestimmte "Spirits" nur in Form eines Gesanges artikuliert werden können. Ihre Charakterisierung liegt hier vor allem in der Tonalität der Stimme (und ist somit grundsätzlich unübersetzbar).

Ort: Vor einer mit orangefarbenen seriellen Rundfenstern versehenen Trennwand in einem Sitzungsraum des aus den 1960er Jahren stammenden Konferenz-Hotels "Little America" bei Flagstaff/Arizona.
Zeit: Tagsüber

Code Talker 2: Dr. Steen Rasmussen, 2001
("Head of Biological Engineering at Los Alamos National Laboratory explains the way to create artificial life")

Der Däne Dr. Steen Rasmussen, geboren in der "Stadt Hamlets", ist heute ein führender Biologe im Los Alamos National Laboratory (New Mexico), wo u. a. die erste Atombombe der Amerikaner gebaut wurde. Hier forscht er im Auftrag des Pentagon an der Entwicklung von künstlichem Leben. Rasmussen spricht in seiner Muttersprache Dänisch über die Generierung von Lebensformen im Reagenzglas, wie sie dort in den nächsten Jahren voraussichtlich stattfinden wird.

Ort: Los Alamos Indian Trading Post. Für die Aufnahme mit Dr. Rasmussen wurde eigens ein "David-Lynch-Setting" angefertigt. Als Referenz dienen der klassische weiße amerikanische Vororts-Zaun "White Picket Fence" (aus "Blue Velvet") sowie ein blinkendes überstrahlendes Motel-Zeichen (aus "Lost Highway").
Zeit: Nachts

Courtesy Galerie Andreas Binder, München

 
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