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Florian Pumhösl, "Entwurf
für einen Raum mit mehr als einer Videoprojektion",
2001, Installationsansicht, Courtesy: Galerie Krobath Wimmer,
Wien. Foto: Rainer Iglar |
Entwurf für einen Raum mit mehr als einer Videoprojektion, 2001
Videoinstallation, jede Sequenz: 15 Min., Loop,
ohne Ton
Erstfassung in: "Du bist die Welt", Künstlerhaus,
Wien
Produktion unterstützt durch das BKA
Kollaboration: Stephan Rabeck
Editing: Bernhard Riff (Erstfassung), Hannes Böck
Produktionsassistenz Kampala: Lisa Blick
Dank: Peatfield and Bodgener Office, Rose Nkaale Mwanja, Ina Dumreicher-Ivanceanu,
Barbara Nöst, Jonathan Nsubuga
"Entwurf für einen Raum mit
mehr als einer Videoprojektion" ist ein selektives Stadtporträt,
die Architektur in den Aufnahmen stammt überwiegend aus der
Mitte des 20. Jahrhunderts. Die drei Videosequenzen werden synchron
auf drei im Raum verteilte Bildschirme projiziert; eine vorgegebene
Blickrichtung wie in einem Kinosaal ist nicht erkennbar.
Ugandas Hauptstadt Kampala wurde 1893 von Captain
F. D. Lugard durch Errichtung eines Forts gegründet. Uganda
war von 1894 bis 1962 englisches Protektorat. Das Stadtgebiet erstreckt
sich über sieben Hügel: Mengo Hill (ehemaliger Sitz der
ugandischen Könige), Rabaka und Namirembe Hill (Missionskirchen),
Mulago Hill (Kliniken), Makerere Hill (Universität), Kololo
Hill (Wohngebiete), Nakasero (Geschäftzentrum). In den Senken
liegen entlang der Eisenbahnlinie Industrieanlagen. Die Zeit des
Protektorats hinterließ eine starke soziale und ethnische
Separation des städtischen Gefüges.
Erste systematische Stadtentwicklungspläne von 1929 betrafen
den Stadtteil Nakasero: Hier befinden sich Regierungs- und Verwaltungsgebäude,
Geschäftszentrum und Bahnhof. Viele der dortigen Repräsentationsbauten
können als signifikant für einen afrikanischen modernistischen
Stil im Übergang vom Kolonialismus zur Unabhängigkeit
angesehen werden, darunter Arbeiten des in Kampala ansässigen
traditionsreichen Architekturbüros Peatfield und Bodgener,
die unter anderem Parlament und Nationaltheater, das Bankgebäude
der Uganda Central Bank und das Nakivubo Stadion (gemeinsam mit
dem Ingenieur Colin Harris) an der Grenze zu Mengo Hill entwarfen.
1945 übernahm der deutsche Architekt und Stadtplaner Ernst
May von der Protektoratsregierung den Auftrag, einen Generalplan
für die Stadterweiterung von Kampala zu erstellen. Sie betrifft
im Wesentlichen die Bebauung von Kololo und Naguru Hill als Wohngebiete
der in den Industriegebieten und Geschäftszentren arbeitenden
Bevölkerung. May entwarf Haustypen für AfrikanerInnen,
AsiatInnen und EuropäerInnen, gestaffelt nach Einkommensverhältnissen,
Wohnbedürfnissen und -lagen. Tatsächlich wurde vorrangig
Kololo Hill bebaut, die Siedlungen für AfrikanerInnen auf Naguru
Hill wuchsen nur langsam. Nach der Vertreibung der asiatischstämmigen
UganderInnen durch Idi Amin wurden deren freigewordene Häuser
von afrikanischstämmigen UganderInnen übernommen, weswegen
zunächst kein dringender Bedarf an neuen Wohnsiedlungen bestand.
Die stilistisch Le Corbusier nachempfundenen, später errichteten
Betongebäude der East African Housing Facilities in Naguru
sind eines von vielen Beispielen für eine solche "Übernahme".
Mays Entwicklungsplan bildete bis in die 1990er Jahre die Grundlage
für die Planungstätigkeit auf den Hügeln. 1951 entwarf
May das Uganda Museum (heute: Uganda National Museum), gemeinsam
mit einem Wohnhaus für den Kurator. Es wurde im Bürgerkrieg
in den 1980er Jahren mehrfach geplündert und steht nach der
Generalsanierung vor seiner Wiedereröffnung.
Der Bürgerkrieg hat an manchen Gebäuden Spuren hinterlassen:
Die Elemente der Glasfassade der Crested Towers, zweier Bürotürme
im Stadtzentrum, wurden zum Teil von Splitterbomben zerstört.
Florian Pumhösl
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