Als die italienische Kunsthistorikerin Lea
Vergine im Jahr 1980 Carol Ramas Frühwerk vierzig Jahre nach
dessen Entstehung einer größeren
Öffentlichkeit bekannt machte, waren die
erotisch-verstörenden Bilder der Künstlerin
gewissermaßen erst dann bei ihrem Publikum angekommen. Ab
diesem Zeitpunkt beschäftigt sich Carol Rama
verstärkt auch wieder mit ihrem frühen Thema, der
erotischen Zeichnung. Alltagsthemen fließen hier ebenso ein
wie mythische Figuren, die – wie fast ihr gesamtes Werk
– immer auch eine ironische Note haben.
„Carol Rama [...] variiert alte Motive
– den Frauentorso, das Urinoir, die Schlange – und
erweitert sie vielfältig um mythologische Figuren wie den
stürzenden Ikarus, um Engelsgestalten oder Fabelwesen. Als
Bildträger benutzt sie nun historische oder neuere
Planzeichnungen für Architektur und Ingenieurwerke. [...]
Diese erneute Einbindung von Material, das bereits eine andere Funktion
erfüllte, beinhaltet wieder eine Rückschau in die
eigene Geschichte. Das junge Mädchen zeichnete
nämlich seine ersten Bilder auf Konstruktionsvorlagen, die der
Vater aus seiner Fahrradfabrik nach Hause brachte.“ Brigitte
Reinhardt
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