Sieben Frauen – Sieben Sünden / Seven Women – Seven Sins | Filmprojekt
13. November – 21. November 2004

 
 

Ulrike Ottinger,
"Superbia – Der Stolz"
Helke Sander,
"Völlerei – Völlerei? Füttern!"
Chantal Akerman,
"Portrait d'une paresseuse"
Bette Gordon,
"Greed – Pay to Play"
Maxi Cohen,
"Anger"
Laurence Gavron,
"Il Maestro"
VALIE EXPORT,
"Ein perfektes Paar oder Die Unzucht wechselt ihre Haut"
 
 

STOLZ

Ulrike Ottinger
"Superbia – Der Stolz", 1986, Filmstill
Courtesy of Women Make Movies

Ulrike Ottinger, Superbia – Der Stolz, 1986 (D)
Regie, Buch, Kamera: Ulrike Ottinger
35mm, Farbe, Ton, 15 Min. 55 Sek.
Ulrike Ottinger Filmproduktion in Koproduktion mit ZDF

„In der christlichen lkonografie treten die Sünden, von ,Superbia? bis ,Voluptas?, als Frauen auf. Sieben Frauen – Sieben Sünden ist auch eine Abrechnung mit der allegorischen Rolle des weiblichen Körpers. In Ulrike Ottingers Beitrag Superbia, der den Reigen eröffnet, wälzt sich der Triumphzug des Bösen an der Kamera vorbei, Gestalten mit Drachen- und Pfauenleibern, Giraffenköpfen, Panzern und Peitschen: Superbia ... fährt zu ihrer ,Hochzeit mit der Welt?. Eine Bluthochzeit: im Parallelschnitt sieht man Polizei und Militär marschieren, Bombenkrachen vermischt sich mit Feuerwerksgeknall, Parademusik mit Buschtrommeln. ,Superbia?, Stolz, ist ein männlicher Wahn. Die letzte Einstellung zeigt eine Azteken-Maske: Quetzalcoatl, den Gott der Rache.“
Andreas KiIb, DIE ZEIT, 23. 1. 1987

„Es ist ein Triumphzug, und es ist ein Totentanz. Superbia, die Hoffart oder Stolz, zieht zu ihrer Hochzeit mit der Welt, die Peitsche in der einen, den Spiegel in der anderen Hand. Sie, die erste der christlich-mittelalterlichen Todsünden und Wurzel aller übrigen, lenkt ein auf Wolken daherkommendes Gefährt, auf dem die Gesellschaft der Mächtigen thront, ein siebenköpfiger Olymp flitterhafter Karnevalsfiguren. Die Welt steckt voller Zeichen und Laster, die die Regisseurin Ulrike Ottinger in einem barocken Augenschmaus und Bilderrätsel darbietet. Ihre so überquellende wie exakt kontrollierte Phantasie verschmilzt den Bilderreichtum der Zeiten und Kulturen zu einer modernen filmischen Allegorie. Ganz ohne Stütze hat Ulrike Ottinger den Betrachter in diesem hinreißenden Spektakel nicht gelassen. Wer sich in den allegorischen Anspielungen und Bildzitaten verirrt, der kann sich an die eingeschnittenen Dokumentaraufnahmen halten. Militärparaden und Massenaufmärsche durchkreuzen den Zug der Superbia und scheinen ihn in die politische Gegenwart zu verlängern, in eine bedrohliche Wirklichkeit. Das farbenprächtige Welttheater Ulrike Ottingers eröffnet den vom Kleinen Fernsehspiel produzierten Episodenfilm Sieben Frauen – Sieben Sünden. [...]“
Karsten Visarlus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 1. 1987

 
  Ulrike Ottinger
lebt und arbeitet in Berlin

Ulrike Ottinger arbeitete von 1962–68 als freie Künstlerin in Paris und besuchte Vorlesungen an der Sorbonne bei Claude Lévi-Strauss, Althusser und Pierre Bourdieu. In dieser Zeit entstand ihr erstes Drehbuch: "Die Mongolische Doppelschublade". 1972/73 realisierte sie ihren ersten Film: "Laokoon & Söhne", der am 27. 3. 1975 im Arsenal, Berlin uraufgeführt und auf zahlreichen Filmfestivals und im Kunstkontext gezeigt wurde, u. a. in Brüssel 1977, Rotterdam 1978, im Aperto der Biennale di Venezia 1980.
Ulrike Ottingers Filme wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; u. a. erhielt sie 1989 den Deutschen Filmpreis für "Johanna d'Arc of Mongolia". Ihre Filme und Fotografien waren in internationalen Kunstmuseen und Ausstellungen zu sehen, u. a. 1979 Masculin – Feminin, Künstlerhaus, Neue Galerie Graz; 1990/91 Fotoausstellung/Filmretrospektive in New York, Boston, Los Angeles, Chicago, San Francisco, Toronto, Montréal; 1997 Documenta X; 2000 Filmretrospektive, Museum of Modern Art / Anthology Filmarchiv, New York; 2001 Kunst-Werke, Berlin; 2002 Documenta11, Kassel; 2003 Fotoausstellung/Filmretrospektive, Renaissance Society der University of Chicago, USA; 2004 Witte de With, Center for Contemporary Fine Art, Rotterdam; Ausstellung/Filmretrospektive, Goethe-Institut Madrid; Museo Reina Sofia, Center for Contemporary Fine Art, Madrid.
Ulrike Ottingers Theaterinszenierungen, u. a. von Stücken Elfriede Jelineks, waren auf renommierten Bühnen und Festivals zu sehen.

 

Filme (Auswahl)

Laokoon & Söhne, 1972/73
Berlinfieber – Wolf Vostell, 1973
Die Betörung der Blauen Matrosen, 1975
Madame X – Eine absolute Herrscherin, 1977
Bildnis einer Trinkerin, 1979
Freak Orlando, 1981
Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse, 1984
China. Die Künste – Der Alltag, 1985
Superbia – Der Stolz, 1986
Usinimage, 1987
Johanna d´Arc of Mongolia, 1989
Countdown, 1990
Taiga, 1991/92
Exil Shanghai, 1997
Das Exemplar, 2002
Südostpassage, 2002
Ester. Ein Purimspiel in Berlin, 2002
Zwölf Stühle, 2003
 
Galerie im Taxispalais Maria-Theresien-Str. 45 A-6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr LeseRAUM: Di-Sa 11-18, Do 11-20 Uhr
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